Schwesta Ewa und Loredana: Ist „Ihr Möchtegern“ ein Shirin-David-Diss?

Schwesta Ewa ist zurück – und sucht direkt Beef. „Ihr Möchtegern“ mit Loredana heizt den Beef um Feminismus im Deutschrap an und zielt wohl voll gegen Shirin David.

Deutschlands wohl bekannteste Rapperin ist zurück: Am Donnerstag (23. Oktober) veröffentlichte Schwesta Ewa gemeinsam mit Loredana den Track „Ihr Möchtegern“. Der Song markiert nicht nur ihr Comeback, sondern sorgt auch deshalb für Aufsehen, weil er sich ein bisschen wie ein dreiminütiger Shirin-David-Diss hören lässt.

Schwesta Ewa: Vom Rotlicht ins Rampenlicht

„Vom Rotlichtmilieu Richtung Blitzlicht“, rappt die 41-Jährige, während ihr Name hell an der Wand aufleuchtet: Schwesta Ewa. Die Rapperin gilt bis heute als eine der einflussreichsten Frauen in der deutschen Rapszene. Geboren als Ewa Müller in Polen, wuchs sie in Deutschland unter schwierigen Verhältnissen auf und kam mit 16 Jahren durch einen Job als Kellnerin in Kontakt mit dem Rotlichtmilieu.

Anfang zwanzig entwickelte sie auf den Straßen Bonns eine Crackabhängigkeit. Schließlich arbeitete sie zehn Jahre im Frankfurter Bahnhofsviertel als Prostituierte, bevor sie vom Rapper Xatar entdeckt wurde.

Nach dessen Entlassung wegen Golddiebstahls produzierte er mit seinem Label „Alles oder Nix“ Schwesta Ewas Debüt KURWA (2015). In den folgenden Jahren genoss die Rapperin hohes Ansehen in der Szene, wurde jedoch 2017 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt – unter anderem wegen Körperverletzung, Steuerhinterziehung und Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger.

Ihr wurde vorgeworfen, junge Frauen in Abhängigkeitsverhältnisse gebracht und in einen Prostitutionsring verwickelt zu haben. 2020, nach drei abgelehnten Revisionen, trat die Rapperin – damals frischgebackene Mutter – ihre Haftstrafe an, acht Monate davon mit ihrer Tochter Aaliyah. Nach ihrer Entlassung 2021 blieb es zunächst ruhig um sie.

Bis jetzt.

Meinungsstarkes Comeback mit Loredana

Gemeinsam mit der Schweizer Rapperin Loredana nahm sie ein Stück auf, das feministische Fragen thematisiert – zumindest aus Sicht der beiden Musikerinnen. Es geht um „Bad Bitches“, insbesondere um Schwesta Ewas angebliche Überlegenheit gegenüber Frauen, die sich sexualisieren und dies als Emanzipation verstehen.

Nach wem das klingt? Richtig, Shirin David. Die „Bauch Beine Po“-Sängerin sieht weibliche Freiheit etwa darin, sich so zeigen zu können, wie man möchte, ohne dass man dabei einer Bewertung unterliegt.

Diese Haltung sorgte in der Vergangenheit bereits mehrfach für Diskussionen. Zwischen der David und Loredana führte sie sogar zu einem öffentlichen Konflikt, der sich über längere Zeit zog. Anfang des Jahres überraschte Loredana mit ihrer Single „Surprise“, in der sie offen gegen David austeilte.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Darum geht’s: Shirin David vs. Loredana

Ausgangspunkt des Konflikts ist eine Grundsatzdebatte über Frauenrechte und Feminismus im Deutschrap. Während etwa Shirin David oder Katja Krasavice Frauen weiterhin als gesellschaftlich benachteiligt betrachten, vertritt Loredana die Meinung, Frauen hätten inzwischen mehr Rechte als Männer – was ihrer Ansicht nach wieder ausbalanciert werden müsse.

Loredana scheint nun Rückendeckung von Schwesta Ewa zu erhalten. In ihrer Comeback-Single unterstützt die „Mutter des Deutschraps“ Loredanas Sichtweise. So heißt es etwa: „Du bist keine Bad Bitch, nur weil du dich ausziehst“ und „Sorry, bei dir war nur ne Phase / Bin immer noch hier, seit kein’ Plan wie vielen Jahren“.

Loredana und Schwesta Ewa werfen „diesen Bitches“ einen „Trend-Feminismus“ vor – einen, der ihrer Meinung nach nur funktioniere, weil er Männer verführe. Ihre Gegnerinnen bezeichnen sie als „Wannabes“ und raten ihnen, sich von ihnen fernzuhalten.

Zwischen Hype und Kritik

Während sich einige über die Rückkehr der 41-jährigen Rapperin freuen und kommentieren, der Deutschrap sei nun „gerettet“, stoßen sich viele an der misogyn-wahrgenommene Botschaft in den Zeilen des Songs. Die Herabsetzung anderer Frauen aufgrund ihres Aussehens – etwa durch Anspielungen auf Schönheitsoperationen, Make-up und Alter – stößt vielen sauer auf. Besonders Schwesta Ewas Zeile „Langsam werd ich glaub’ ich frauenfeindlich“ spaltet die Meinungen in den sozialen Netzwerken.

Bisher gab es keine Reaktionen der beiden Musikrinnen auf die Kritik. Doch die Geschwindigkeit, mit der die Comeback-Single geteilt und diskutiert wird, zeigt: Schwesta Ewas Rückkehr in den Deutschrap ist ein Erfolg. Ob auf den Track ein ganzes Album folgt, ist derzeit noch unklar.