Simple Minds: Los Angeles, Mayan Theater


Im Jahr I984 röhrte Jim Kerr zum ersten Mal den Simple Minds-Hit ‚Don’t You (Forget About Me)‘. Elf Jahre später zeigten knapp 1500 kalifornische Fans im ausverkauften Mayan-Theater, daß sie die schottische Band wirklich nicht vergessen hatten. Bemerkenswert dabei: es waren die gleichen Fans, die bereits 1984 applaudiert hatten, denn in der Rekrutierung neuer Gefolgschaft tun sich Simple Minds schwer. Die guten Zeiten ausverkaufter Fußballstadien sind vorbei. Jedenfalls in den USA. Der Plan, eine Tournee in relativ kleinen, nippen Clubs wie dem Mayan in Downtown L.A. zu machen, und dadurch ein neugemischtes Publikum aus pathologischen Pistengängern und alten Fans anzulocken, klappte nicht. Stattdessen drängten sich Bierbäuche und Hausfrauentypen nur gelegentlich unterbrochen von Neugierigen aus der Plattenindustrie – durch die Pforten des tempelähnlichen Theaters.

Ein recht intolerantes Volk, wie die Reaktion auf den Opener Lisa Germano zeigte. Die schrägen Songs des „Geeky Girls“ wurden mit übellaunigen Mienen und wenig Beifall aufgenommen, dafür liefen während ihres Acts die Bierschläuche an den vier Bars heiß. Das simple Gemüt angerauscht, wurde dann auf den ersten Simple Minds Song, Velvet Undergrounds ‚White Light/White Heat‘, sehr positiv reagiert. „Ja, das ist noch Musik!“, summte es durch die Köpfe der Massen, und man mußte aufpassen, daß einem der Tresennachbar nicht vor Feude auf die Schenkel klopfte.

Zugegeben: Jim Kerr, sein langjähriger Sidekick Charlie Burchili (guitar), sowie die Neuzugänge Mark Shulman (drums), Mark Taylor (keyboards) und Malcom Foster (bass) beherrschen ihre Instrumente und die neueste Bühnentechnologie. Auch Kerrs Stimme ist charismatisch (wenn sie auch immer mehr an U2’s Bono erinnert), doch es fehlt der Band ein Sinn für Dramaturgie und neue Ideen. Glatt wie das Wasser im Donaukanal glitt die Band durch einen 90minütigen Set. Nur vier Songs vom neuen Album ‚Good News From the Next World‘ wurden gespielt, die sich unauffällig unter das gleichklingende Klassikersortiment eingliederten. SM’s Uralt-Hit ‚Don’t You…‘ wurde, weil’s so schön war, ins Unerträgliche gestreckt, danach ebbte die Show dem Ende zu.

Vielleicht hatten Kerr & seine Konsorten gemerkt, daß ihnen kein unvergeßliches Konzerterlebnis gelungen war, vielleicht sind sie inzwischen auch ein ähnlich lahmer Haufen wie das Publikum dieses Abends, jedenfalls blieb trotz ursprünglich geplanter Zugaben der Vorhang nach 90 Minuten geschlossen. Der Verzicht der Simple Minds auf einen ihrer größten Hits, ‚Promised You A Miracle‘, war wenigstens ehrlich. Immerhin lieferten sie keines.