Soundgarden: Alleingang


Zwei Jahre nach dem Ende von Soundgarden meldet Sänger Chris Cornell sich mit einem Soloalbum zurück

Du hast Dich stets geweigert, darüber zu reden, aber warum haben sich Soundgarden eigentlich aufgelöst?

Im Grunde fing alles 1993 an, als wir im Vorprogramm von Guns N’Roses auftraten. Da gab es eine Menge Leute bei Plattenfirma und Management, denen ich bis dato immer blind vertraut hatte. Sie sagten: „Auch ihr werdet in Zukunft in solchen Stadien spielen.“ Damals waren wir aber nur eine kleine Indie-Band, die ein echtes Problem hatte, ihr Publikum zu finden, und viele Leute haben uns gnadenlos ausgebuht. Also glaubten wir kein Wort von diesem Gerede. Nicht, daß wir keine Träume gehabt hätten, aber die Realität war die Hölle. Ich erinnere mich an diese gigantische Aluminium-Bühne, die aufblasbaren Puppen und all diesen Quatsch. Wir waren völlig deplaziert und wollten nur nach Hause. Wenn dies das Endziel sein sollte, dann wollte ich es nicht. Doch nach „Superunknown“ haben wir plötzlich selbst in Stadien gespielt, und dabei habe ich mich nie wohl gefühlt.

Also sind Soungarden am Big Business gescheitert?

Ganz genau. Anfangs waren wir eine Band, die sich selbst managte und 100prozentig involviert war. Doch als wir an den Punkt kamen, an dem wir das Geschäftliche nicht mehr alleine bewältigen konnten, haben wir uns auseinandergelebt. Wenn es zum Beispiel um Promotion ging, hat keiner von uns auf irgendwelche Anrufe reagiert. Wir haben uns mit Händen und Füßen gegen TV-Auftritte und Video-Produktionen gewehrt. Es war an der Zeit, diese Maschine zu stoppen.

Unter welchen Umständen würdet Ihr es noch einmal versuchen?

Ich könnte mir durchaus vorstellen, irgendwann mal wieder eine Platte mit der Band aufzunehmen, aber dann müßte jeder genug Enthusiasmus einbringen. Es würde keinen Terminplan, kein Veröffentlichungsdatum, kein Presse-Info und auch sonst nichts geben. Im Grunde ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Schließlich kommen wir sehr gut miteinander klar. Seitdem wir nicht mehr übers Geschäft reden müssen, ist alles viel lockerer.

Was war das für ein Gefühl, nach 12 Jahren plötzlich ohne Job dazustehen?

Es war toll! Ich fand es unglaublich befreiend, auf einmal nichts mehr tun zu müssen, sondern mein Leben ganz neu aufzubauen. Ich habe dann auch sofort mit dem Solo-Projekt begonnen. Nur brauchte ich unglaublich lange, um mich mit der Idee anzufreunden, daß ich auf ewig an meiner Vergangenheit gemessen werde und plötzlich ganz alleine dastehe – mit der gesamten Verantwortung.

Würdest Du Dein Soloalbum „Euphoria Mourning“ als bewußten Bruch mit der Vergangenheit bezeichnen?

Wenn du solange in einer Band warst, weißt du genau, was die anderen mögen und was nicht. Wenn du einen Song schreibst, ist der erste Gedanke: „Paßt das zu Soundgarden?“ Heute kann ich tun und lassen, was ich will.

Wirst Du Dein Soloalbum live präsentieren?

Ja, wir fangen im Oktober mit einer Europa-Tour an, die ausschließlich in Theatersälen stattfindet. Ich will kein Rockpublikum, und ich werde kein altes Material spielen.