Style Flimmern


„Alles, was ich in der Mannermode gemacht habe, hat mit Musik zu tun.“ Sagt Hedi Slimane. Der Satz hangt an der Tür des Büros hier auf dem Flur, hinter der ein Team von netten, umtriebigen und spitze gekleideten Interims-Kolleginnen Quartier bezogen hat. Der Satz hängt da wohl u.a. um fremdelnden Musiknerd- Opis wie mir ein wenig die Skepsis zu nehmen: Schau, sogar Hedi Slimane sagt, dass Mode und Musik was miteinander zu tun haben! Dabei fremdle ich ja gar nicht so arg – man möchte sich ja a) nicht allzu borniert anstellen, hat b) schließlich ein gewisses instinktives Gusto für die schönen Dinge des Lebens und ist c) nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen (und d) möchte ich mir angesichts der Vorgänge in der Wirklichkeit verbitten, als Musiknerd wahrgenommen zu werden). Ich weiß nur immer noch nicht so genau, wer Hedi Slimane ist. Und ich glaube, vor nicht allzu langer Zeit wäre so etwas noch nicht so peinlich gewesen wie heute. Seit ein paar Jahren schickt es sich für Typen meines Alters nicht nur zu wissen, wen der linke Innenverteidiger von Schalke am Samstag gefoult hat, sondern auch, von welchem Designer das Halstuch von dem Typ da drüben ist – und wer Hedi Slimane ist. Dabei geht meines Erachtens nicht nur zunehmend unter, wie wichtig es darüber hinaus sein kann, zu wissen, wie der zweite Gitarrist von den Rifles heißt und wer gerade Bnndesbildrtngstninii ter ist. Die Glorifizierung, die Vernerdung des Aspektes Anziehsachen hemmt modisch eher verklemmte Opis wie mich nur noch mehr, sich einfach auch mal wilde Tücher um den Hals zu schlingen. Sagen wir so: Es ist mir in 35 Jahren nicht passiert, dass ich mich für meine Schuhe genierte; ich war da stets entweder hinreichend ausgestattet oder hinreichend schmerzfrei. Letztens standen wir vor einer Szenekneipe, da kam unter zwei Kollegen ein Gespräch über Schuhwerk auf, aus dem ich schloss, dass diese mich mindestens für einen Barbaren halten mussten – wer weiß, wie lange schon. Plötzlich genierte ich mich leicht für meine Schuhe. Aber nicht genug, um tags drauf loszurennen und mir vorzeigbare Sneakers oder wat zu kaufen. Denn: Wo anfangen? Und was, wenn die dann in vier Monaten nicht nur nicht mehr so hip, sondern noch viel uncooler sind als es meine nachhaltig schwarzen Opi-Halbschuhe je sein könnten? Die stechen wenigstens aus dem Meer der Turnschuhe heraus, deren Träger ich mit einem Satz belegen möchte, den ich letztens im Radio hörte: Diese Individualisten sehen doch alle gleich aus! P.S.: Hab grad gegooglet. Ein Trenchcoat von Hedi Slimane hätte schon was, mit oder ohne Musik. Sieht ja fast so cool aus wie meiner vom Theresienwiesen-Flohmarkt für drei Euro! (ha)!