The Ape


Wer hat die Kokosnuss geklaut? Die Hamburger The Ape verweigern sich auf ihrem zweiten Album auch weiterhin dem Rockproletentum. Underapement eben.

Versuchen sie bitte einmal, das

The-Ape

-Debüt zu kaufen. Im Internet. In einem der großen Online-Shops. Auch wenn die vor zwei Jahren veröffentlichte Platte – und es handelt sich ausschließlich um eine solche – da erhältlich sein müsste: Man findet sie nicht, weil jede Suchanfrage, die mit Affen zu tun hat, von Sandra Nasic und ihren komischen Rockern verstopft wird. Und auch der Punkrock-Händler um die Ecke schüttelt seinen gebleichten Kopf.

Sebastian Nagel

und

Johann Scheerer

, die früher einmal in ganz ähnlicher Besetzung als Karamel jungmännischen Frickelindiepop spielten und als Brotjob Betreiber des Hamburger Studios Clouds Hill sind – hier entstand unter anderem kürzlich das Stella-Comeback „Fukui“ – nehmen’s locker. Ohnehin sind sie keine Band, die irgendetwas herausplärrt. Vielmehr geht es auf

NOTHING BUT AN UNDERAPEMENT

um die Verfolgung eines Dogmas: „Kreativität erzeugen durch Beschränkung der Mittel“, so erklärt Johann Scheerer, sei der Ansatz gewesen – zeitlich wie technisch. Reizvoll sei das, weil man nicht jedes Stück auskomponieren könne. Weil man im Fragmentarischen bleibe und weil die Stimmungen der Beteiligten sehr direkt in die Musik einfließen könnten. Das Bedürfnis, das Umfeld zu verlassen, in dem sie fast täglich mit anderen Künstlern arbeiten, hatten sie nicht. „Wenn’s nicht klappt, lässt man’s halt. Dann macht man mal ‘nen Tag Pause“, sagt Scheerer, bei The Ape vor allem für Produktionstechnisches zuständig, während Nagel eher der Mann an den Instrumenten ist. Und der Ort Clouds Hill, der biete eben alle Möglichkeiten. Das jetzt genau zu erklären, würde zu weit führen – weil’s Technik-Talk ist, in dem Worte wie „Stereobild“ und „Monospur“ vorkommen. Zusammengefasst: Man würde nicht wie irgendwelche „Rockproleten“ agieren wollen, strebe nicht ein Klangbild an, das „wie aus einem Guss“ klänge. Denn genau solche Herangehensweisen würden dafür sorgen, dass es so viel schlechte Musik gäbe. Selbstbewusstsein ist also vorhanden. Bekäme man jetzt auch noch das Debüt im Laden an der Ecke, wäre alles geritzt.

Jochen Overbeck – 20.10.2010