„The Push“ auf Netflix: So wird ein Mensch zum Mörder


Reality TV auf Netflix. Kann das langfristig klappen? Zumindest das Experiment „The Push“ bietet spannende Unterhaltung.

Vor einigen Jahren wäre ein Experiment wie „The Push“ wahrscheinlich lang und breit auf RTL angekündigt und mit fünf Werbeunterbrechungen am Samstagabend ausgestrahlt worden. Kann JEDER Mensch zum Mörder werden? Das ist hier die Frage, immer wieder wird sie gestellt – und gefühlt auch immer wieder in Großbuchbuchstaben. Der britische Illusionist und Hypnotiseur Derren Brown will diese Frage beantworten und spielt mit einem vorher gecasteten Opfer, Chris, ein perfides Spielchen.

In einer Mischung aus reißerischen Ansagen („Noch 60 Minuten bis zum Push“) und einem ausgeklügelten Drehbuch für den ahnungslosen Chris macht die Show nun eben von Netflix aus Schlagzeilen. Auf einer Fake-Gala voller Schauspieler wurde Chris zum Netzwerken eingeladen, schnell lässt er sich von den Komplizen Browns zum Spielball der vermeintlich reichen und einflussreichen machen. Tauscht er zu Beginn noch vegane und fleischhaltige Häppchen aus, soll das finale von „The Push“ in der Bereitschaft des unwissenden Chris münden, jemanden von einem Dach zu schubsen.

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Das Ergebnis des Experiments kann man sich seit Dienstag auf Netflix anschauen, verschiedene Nachrichtenseiten auf der ganzen Welt berichten bereits über die Sendung, die für Netflix selbst auch eine Zäsur darstellt. Erstmals ist es keine Doku-Reihe, kein Spielfilm, keine Hochglanzsserie, mit der sich der Streaming-Dienst Schlagzeilen sichert. „The Push“ ist eine weitere Kampfansage an das geradlinige TV, eben weil es ein klassisches Free-TV-Format ist.

Reality TV nervt im linearen TV. Bald auch auf Netflix?

„The Push“ hat nämlich keinen Mehrwert, entweder entscheidet sich Chris für den Mord oder nicht. Man kann sich leicht denken, wie Millionen Zuschauer in England BBC dafür einschalten, oder in Deutschland eben RTL. Und gemeinsam dem Moment der Entscheidung hinfiebern. Und auf dem Weg dahin vielleicht ein wenig enttäuscht und zweifelnd vor „The Push“ sitzen. Weil die Storyline, die sich Brown für seine Laborratte ausgedacht hat, dann doch arg absurd ist. Und die Schauspieler, die ihn in die Falle locken, doch arg wie Schauspieler auftreten.

Die Sendung ist ein einmalig spannendes Experiment, das gleichzeitig aber ein neues startet. Denn sollte Netflix zu viele solcher Formate in die Mediathek nehmen, würde der Streaming-Dienst zunehmend an das lineare Fernsehen voller Reality-Shows erinnern, das zahlreiche Nutzer irgendwann überhaupt erst zu Netflix getrieben hat.

„The Push“ läuft seit dem 27. Februar 2018 auf Netflix