The Singles


Art Brut! Art Brut! Art Brut! Wenn eine Band ihre Musik auf Fierce Panda veröffentlicht, dem Label, auf dem auch die Musik der in Deutschland weltberühmten Art Brut erscheint, und wenn der Name dieser Band auch noch mit „A“ beginnt, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Absent Kid aus Colchester tun das. Der Titelsong von“.Shame On Us All“ IFierce Panda/Cargo] ist ein Rock-Rock- Indie-Rock-Dings ohne Bums, so circa 90er Jahre, während“.Quiet Playground“ ein bißchen mehr auf velvet-undergroundige Mantra-Psychedelica macht. Und „Another Year [Same Questions!“ dann auf so eine Art Jack-Johnson-Rumgetue mit fetten Nu-Metal-Gitarren. Pfui Teufel! Doch was schiefgegangen.

Eine sichere Bank dagegen, eine andere A-Band, die ihre Musik nicht I auf Fierce Panda herausbringt: Arcade Fire, die mit“.Neighborhood #3 -Power Out IRough Trade/Sanctuary/Rough Tradel die dritte Single aus I funeral veröffentlichen. Neben der Albumversion des hübschen Folk-not-Folk-Klipper-Klapper-Hits hat es hier noch eine (etwas fahrigere] Session-Aufnahme des Songs vom August 2003, recorded at Hotel2Tango.

I Immer wieder gut, immer wieder anders, immer wieder gleich: der sonnenscheinige Sixties-Pop von Belle & Sebastian. ..Funny Littte Frog“ (Rough Trade/Sanctuary/Rough Trade] klingt ein binchen euphorischer als ge-I wohnt. Plus zwei Non-Album-Tracks: .Meat And Potatoes“ IMittsechziger Northern-Soul-BaUade mit hübschem Frauen-Gesang] und „I Took A Long Hard Look“ iMittsechziger-Ballade ohne Northern Soul und ohne hübschen Frauengesang).

Und jetzt zu etwas ganz anderem: Chris Brown ist ein I6jähriger „R’n’B-I Shootingstar‘, der auf seiner Single“.Run It IJive/Sony BMG] zeigt, daß er in seinem zarten Alter schon all die billigen R’n’B-HipHop-Klischees drauf-I hat, die man so draufhaben mufl. Wie das klingt, ist eher wurscht, weil man sich das sowieso vorstellen kann. Auf jeden Fall wird beim Anhören des Tracks das geistige Auge des Videos ansichtig , in dem [gefühlt] zwei Dutzend Bikini- und Hot-Pants-Bitches in Zeitlupe und arschwackelnd um einen Swimmingpool in den Hollywood Hills herumtänzeln.

Es ist ja leider so, daß man als Popmusikvermittler quasi dazu gezwun-I gen wird, sich auch noch für (Vereins-)Fußball interessieren zu müssen, I weil: Fußball = Popkultur, um dann vom Popmusikverrnittler zum All-I round-PopkulturvermitUer zu werden. Das ist scheiße. Genau wie die meisten „Fußball-Songs“. Heiter Skelter haben mit „Football Songs/l Believe Im Believing“ (Heiter Skelter Music/Broken Silence] eine EP mit, ja, Fußball-Songs aufgenommen. Das ist dann falschverstandener Oasis-Bntpop auf Schunkel- und Mitgröl-Basis plus ein bißchen Akustik-Gitarren-Liebesballaden-Zeug.

Jenny Lewis, die „bezaubernde Frontfrou dervon der Kritik gefeierten Bond RiloKiley“ (Entschuldigung, so steht’s halt im Info] hat ja neulich mit ihrem Solodebüt rabbit FÜR COAT gezeigt, daß sie immer noch was kann – was man nach dem letzten Rilo-Kiley-Album MORE adventurous und den blutleeren Auftritten im Vorprogramm von Bright Eyes nicht mehr vermutet hätte. Was Jenny Lewis With The Watson Twins auf“.Rise Up With FistsU“ (Rough Trade/Sanctuary/ Rough Trade] macht, ist unspektakulär schöner Folk-Country-Gospel-Pop, der nicht unwesentlich von den Backing Vocals von Chandra und Leigh Watson profitiert. Jetzt werden sie gleich wieder rummosern von wegen Pete-Doherty-Fanzine und so. Aber ehrlich gesagt: Es ist mir wurscht. „Their Way [Rough Trade/Sanctuary/Rough Tradel von Littl’Ans Featuring Peter Doherty I rotiert schon seil einiger Zeit in den diversen Musikabspielgeräten des Singleskastenschreibers. Die Single gibt’s seit Herbst in England. Der deutschen Dependance der Plattenfirma war die Nebenprojektwut Dohertys, die in diesem speziellen Fall mit der Veröffentlichung des Babyshambles-Albums down in albion kolli- und koinzidierte, zu viel und zu verwirrend, so daß es „Their Way“ erst jetzt bei uns zu kaufen gibt. Was Doherty zusammen mit Andrew Aveling und Littl’Ans gemacht hat, ist nicht weniger als ein weiterer beschwingter, fußwippender Geniestreich von einem Hit, straight outta Pete Dohertys Hüfte.

I Nachdem auf dem 4AD-Label ja schon lange keine 4AD-Musik mehr veröffentlicht wird (also: laaangweiliger fiebertraumiger, ätherischer 80er-Jahre-Indie-Folk-Pop], füllt Rough Trade die Lücke jetzt mit Pellumair aus I Southampton. Die Doppel-A-Seiten-Single „Silk As Her Era/Iris“ IRough Trade/Sanctuary/Rough Trade] ist laaangweitiger. fiebertraumiger, ätherischer 80er-Jahre-Indie-Folk-Pop als Schluß einer Lücke, die meinetwegen gerne noch eine Zeitlang eine Lücke hätte bleiben können.

Wußten Sie schon, daß reines Nikotin, wenn es geschluckt wird, innerhalb von wenigen Minuten töten kann? Nein? Zigarettenrauchen kann zwar auch töten, aber nur mit Zeitverzögerung. Wobei wir bei den Test leides wären. Ihr Album for screenins purposes only ist eine in wenigen Minuten tödliche Angelegenheit, wenn man es im Ganzen schluckt, aber in kleinen Dosen genossen – Singles, wie zum Beispiel die neue „What’s Your Damage‘ (Domino/Rough Trade) -. hat dieser crazy Metal-Hardcore-lndie-HipHop-Rock durchaus eine stimmungshebende Wirkung.