Filmtipps

Von „Ben Hur” bis „Fitzcarraldo”: Wenn aus Größenwahn große Kunst wird


Heute Abend um 20.15 Uhr zeigt VOX das Remake von „Ben Hur”. Der Vorgänger aus den Fünfzigern hat sich vor allem mit seiner größenwahnsinnigen Inszenierung in die Filmgeschichte eingeschrieben. Wir verraten euch, welche Filme noch mit irren Aktionen zu großer Kunst geworden sind.

Das Wagenrennen in „Ben Hur” aus dem Jahr 1950 gilt als eine der spektakulärsten Action-Szenen seiner Zeit und ist ein Meilenstein der Filmgeschichte – auch, weil große Massen an Statist*innen zum Einsatz kamen, die den Circus mit Leben füllten. Um die 50.000 Kompars*innen sollen im gesamten Film benutzt worden sein. Aus heutiger Sicht absoluter Größenwahn, zu dem es dank neuer technischer Möglichkeiten nicht mehr oft kommt. „Aber ein bisschen Hochmut” gehört doch dazu, dachte sich wohl Timur Bekmambetov, Regisseur des ziemliche durchgefallenen „Ben Hur”-Remakes, das am 2. April 2021 um 20.15 Uhr auf Vox gezeigt wird.

Denn Bekmambetov wollte den Circus unbedingt so echt wie möglich aussehen lassen und ließ ihn kurzerhand komplett nachbauen. Angeblich ist nur sehr wenig im Nachhinein künstlich ergänzt worden. Über das Ergebnis lässt sich jedoch streiten. Bekmambetovs Wagenrennen rangiert eher auf der Seite der filmischen Schnittmassaker.

Pomp lässt sich also nicht zwingend mit Qualität gleichsetzen. Aber es gibt auch Filme, bei denen die ein oder andere größenwahnsinnige Aktion nicht geschadet, sondern womöglich dazu beigetragen hat, dass sie noch lange im Gedächtnis bleiben. Hier sind fünf besonders sehenswerte Beispiele!

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„Fitzcarraldo”

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Brian Sweeney Fitzcarraldo (Klaus Kinski) will mitten im Amazonas-Dschungel ein Opernhaus bauen – komme was wolle. Er ist regelrecht von dieser Idee besessen. Also kauft er einen alten Flussdampfer, um sich damit auf der Wasserroute einen Weg ins Herz des Urwaldes zu bahnen – bis ihn gefährliche Stromschnellen vorerst stoppen. Also schnappt sich Fitzcarraldo hunderte Ureinwohner*innen, die ihm seinen Kahn über einen Berg und damit in eine Flussstelle hinter den Stromschnellen zerren sollen.

Doch anstatt die Szene via Miniatur oder anderen Tricks zu realisieren, setzte Regisseur Werner Herzog die radikalste Variante um: Er ließ das Schiff mit dem Namen „Molly Aida” tatsächlich über den Hügel zerren. Rund 40 Meter lang soll es gewesen sein. Die Angaben zum Gewicht des Schiffs variieren jedoch. Verschiedenen Berichten zufolge solle es irgendwo zwischen 160 und 320 Tonnen auf die Waage gebracht haben.

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„Gandhi”

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Mahatma Gandhi gilt als einer der herausragendsten Freiheitskämpfer, die sich je gegen Kolonialismus, Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit starkgemacht haben. Regisseur Richard Attenborough hat ihm 1982 mit dem Biopic „Gandhi” ein filmisches Denkmal gesetzt, das mit dem Oscar für den Besten Film und Gandhi-Darsteller Ben Kingsley für den Besten Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde.

Für viele bleibt der Film jedoch aus ganz anderen Gründen im Gedächtnis: Denn für eine gerade einmal zweieinhalbminütige Szene, in der Gandhi zu Grabe getragen wird, hat die Produktion fast 300.000 Statist*innen organisiert. Eine kleine Gage erhielt nur ein gutes Drittel, knapp 200.000 wirkten freiwillig an diesem monumentalen Projekt mit. Bis heute hat sich kein*e andere*r Filmemacher*in mehr in diese Sphären vorgetraut.

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„Shining”

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In Stanley Kubricks Horror-Meisterwerk ist der Hang zum Größenwahn nicht unbedingt im fertigen Film zu erkennen. Doch was sich während der Dreharbeiten abspielte, ist wohl ziemlich einzigartig. Dass Kubrick Perfektionist war, ist kein wirkliches Geheimnis. Einen Take öfter als üblich zu wiederholen, war für die Schauspieler*innen in seinen Filmen eigentlich Alltag. Doch mit Jack Nicholson und Shelley Duvall trieb er es so richtig auf die Spitze: Ganze 127 mal soll der Regisseur die berühmte Szene, in der Nicholson mit der Axt die Badezimmertür einschlägt und Duvall auf der anderen Seite um ihr Leben schreit, wiederholt haben.

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Stanley Kubrick erklärt das Ende von „2001: Odyssee im Weltraum“

„Boyhood”

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Richard Linklaters preisgekröntes Coming-of-Age-Drama „Boyhood” ist zumindest an der Oberfläche ein guter, aber eben auch kein unfassbar herausragender Film. Doch dass der Film heute überhaupt existiert, grenzt schon fast an ein kleines Wunder. Denn Linklater drehte ihn über einen Zeitraum von zwölf (!) Jahren mit gleichbleibender Besetzung, die sich Jahr für Jahr zu neuen Dreharbeiten zusammenfand. So einen langen Atem muss man als Filmemacher*in und Geldgeber*in erst mal haben!

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Richard Linklater: „Musik definiert das Leben meiner Figuren“

„Shoah”

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Bei Claude Lanzmanns neuneinhalbstündiger (!) Auseinandersetzung mit der Shoah sollte man vielleicht nicht unbedingt von Größenwahn sprechen. Denn wer die nüchterne Doku erst einmal gesehen hat, kann nur zustimmen, dass es selten eine derart angemessene Beschäftigung mit einem der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte gegeben hat.

Die Doku arbeitet nicht nur akribisch die Umstände und Prozesse des Holocausts auf, sondern funktioniert auch auf einer übergeordneten Metaebene: Seine enorme Länge provoziert beim Publikum irgendwann die Frage, weshalb man sich das eigentlich alles ansieht. Und dann dauert es nicht mehr lange zur Erkenntnis: Wer sind wir, uns über die absurd wirkende Länge eines Films zu beschweren, der wohl schonungslos und detailliert wie nie zuvor in der noch gar nicht so weit entfernten Vergangenheit unserer Vorfahren gräbt?