WHAT A GUY! WHAT A WASTER!


Haben Sie’s gehört? Offshore Leaks? Der arme Gunter Sachs. Erst ist er tot, und jetzt auch das noch! Ja klar, er hat so viel für Deutschland getan. Mit Brigitte Bardot rumgeknutscht, zu einer Zeit, als das für einen durchschnittlichen Bundesbürger noch völlig undenkbar war. Brigitte Bardot geheiratet, als Sie und ich noch in Abrahams Wurstkessel geschwommen sind. Mit den fetzigsten Motorbooten auf den geilsten Binnengewässern des Erdenballs auf und nieder geschossen, bis der Brigitte Bardot so schlecht war, dass sie sich hat scheiden lassen, was Ende der Sechziger natürlich noch Spießbürgerleins Traum war: Sich scheiden lassen! Von der Bardot! Ja, leck mich doch am Arsch – what a guy! Kunst gesammelt, dass es nur so gestaubt hat – ja, wer hätte denn den Andy Warhol gekannt hier drüben beim Sauerkrautfressen im Gelsenkirchener Barock, wenn nicht der Gunter Sachs gesagt hätte: Schaut’s her, ihr Proleten, das ist der Andy aus New York, der macht so Siebdruck-Gschichtn, aber vom Feinsten! Das Sachsofon erfunden und damit den kompletten weltweiten 80er-Jahre-Rockpop diskreditiert, wie es diesem ja wohl zweifellos recht geschah. Nackte Weiber fotografiert, aber bitte: künstlerisch anspruchsvoll! Das „Institut zur empirischen und mathematischen Untersuchung des möglichen Wahrheitsgehaltes der Astrologie in Bezug auf das Verhalten von Menschen und deren Anlagen“(IMWA) gegründet – äh, was? Nein, das Letztere hatte ich bisher auch nicht gewusst – danke, Wikipedia. Apropos: Wäre so etwas mondän Internationales wie das Internet in der Leberwurstrepublik Deutschland überhaupt vorstellbar ohne die Bodenbereitungsarbeit des internationalglobalen Playboys Gunter Sachs? Ein Wahnsinnstyp. Und jetzt dies!

Schon schmerzlich, wenn man sich jetzt zu der Annahme genötigt sieht, dass der flotte Gunti mutmaßlich auch nur einer dieser asozialen Groteskbonzen war, die ihre im Schweiße ihres Arschgesichts zusammengeerbten Fantastilliarden lieber auf fernen Inseln unter einen Stein legen, als dass ein paar Scheibchen davon einem Gemeinwesen zugutekommen, das ja nicht mit Geld umgehen kann und damit dann eh nur Unfug treibt und Schnaps kauft. Oh, the waste! Man möchte gar nicht dran denken: Sind da am Ende busladungsweise nackte Weiber unfotografiert, ganze Fuhrparks von rattenscharfen Motorbikes ungeheizt geblieben, wurde die Untersuchung des Wahrheitsgehalts der Astrologie in Bezug auf meine alte Stereoanlage deswegen so nachlässig vorangetrieben, weil Gunter Sachs mit der Pflege eines Briefkastenfirmenimperiums beschäftigt war? Und mit wie viel weniger schlappen öffentlichen Kassen, verrotteten Infrastrukturen, kaputtgesparten Sozialsystemen, ausgebluteten Gesundheitswesen, zusammengestrichenen Kulturetats etc. pp. müssten wir uns rumschlagen, würden uns unsere Eliten nicht seit Jahrzehnten um Milliarden und Milliarden bescheißen? Aber ach.