Zwei Katzen machen tanzen


Felix Da Housecat und Miss Kittin:

Felix stallings jr. alias Felix Da Housecat traf Caroline Herve a.k.a. Miss Kittin erstmals Anfang dieses Jahrtausends bei einer Großtanzveranstaltung in der Schweiz und lag mit ihr sogleich auf einer Wellenlänge… Wir wollten beide weg von immer denselben Kickdrum-Sounds, Hi-Hats und Loops in House und Techno. Kittin arbeitete in Genf in einem kleinen Studio, das mir nach Erfahrungen mit der Musikindustrie wie ein Refugium vorkam. Wirsteüten dort den größten Blödsinn an, es war wie eine Befreiung“.

erinnert sich Felix, der Glückliche. Nonstop Nonsens? Immerhin entstanden in dieser Zeit „SilverScreen“ und „Madame Hollywood“, zwei herausragende Songs auf dem Housecat-Album kittenz and the GLiTZ, auf denen Kittin singt. Die Dame war auch sonst nicht untätig, produzierte zur selben Zeit mit Sven Väth eine Version des Schmachtfetzens „Je taime“ und mit ihrem Intimus The Hacker das firstalbum. All diese Produktionen brachten Freude und Fantasie in die Dancemusic zurück, wobei die Wiederentdeckung von Electro und New-Wave-Disco eine zentrale Rolle einnahm.

Inzwischen gehen Felix Da Housecat und Miss Kittin wieder getrennte Wege, aber doch weiter in eine Richtung: weg von der Dancefloor-Konformität. „Wir haben uns nach dem ganzen Tohuwabohu zusammengesetzt und überlegt, ob wir noch einmal etwas zusammen machen sollten, aber die Idee war schnell vom Tisch. Eine Neuauflage wäre zu offensichtlich gewesen. Wir hätten uns womöglich lächerlich gemacht.“ Felix erhielt einige Großaufträge für Remixe, u.a. von einer gewissen Madonna. Die Mainstream- und Rockpresse begann sich für ihn zu interessieren, eine Party folgte auf die nächste. Um sich zu beruhigen, überlegte ersieh daheim in Chicago das Konzept für sein nächstes Album devin dazzle and the neon fever, in dessen Mittelpunkt der schizophrene Widerstreit zweier Persönlichkeiten in einem Menschen steht. Devin Dazzle ist ein Musiker und DJ, der sich mit guten Absichten ins Nachtleben stürzt. Neon Fever meint das genaue Gegenteil – Glamour, Laster, Exzess. „Die Produktion dieses Albums war für mich sehr schwierig, Ich plaudere aus dem Nähkästchen und offenbare eine persönliche Seite, die in der Öffentlichkeit bisher nicht existierte. Es steckt eine Menge Drama, aber auch Komik drin.“

Miss Kittin, ursprünglich aus Grenoble stammend, lebt mittlerweile in Berlin und genießt die im Vergleich zu Paris oder London fehlende Großstadthektik. In der deutschen Kapitale entstand ihr erstes eigenes Album i com, auf dem sie auch singt. „Wenn ich den nächsten musikalischen Schritt mache, will ich mich neu herausfordern und Dinge probieren, von denen man vorher nichts ahnte. Dieses Mal hatte ich unterschiedliche Stile innerhalb der elektronischen Musik im Visier, unter besonderer Betonung des Pop-Elements. Nicht die stupide Seite des Pop, sondern eine, die mir liegt. Electro, Rock, Chanson, Prince-Verweise, schräge Einfälle – all das hat jetzt seinen Platz in der Welt zweier Katzen, die den Tanzsound von heute aus dem Sack lassen.