Slim Twig

A Hound At The Hem

DFA/[PIAS] Coop/Rough Trade

Ein wunderbar irrlichterndes Stück Orchester-Pop, „Lolita“-Fans sollten genau hinhören.

Facts first: Der Kanadier Max Turnbull hat die acht Tracks dieses Albums schon einmal veröffentlicht, in einer arg limitierten Vinyl-only-Auflage, nicht zuletzt, weil er, verstehe das, wer will, kein Label fand. Diese Veröffentlichung kommt deshalb einer Premiere für die Pop-Welt (minus ein paar Dutzend Sammler) gleich, den Job hat jetzt überraschender- wie verdienstvollerweise James Murphys DFA Records übernommen.

Mit A HOUND AT THE HEM legt der Sänger, Schauspieler und Produzent Turnbull sich einen roten Teppich aus, auf dem er seinen irrlichternden Orchester-Pop angemessen zelebrieren kann, bis hinein in Rockabilly-Ausläufer und Glam-Rock-Schlussakte. Slim Twig ist die Rolle seines Lebens – ein Crooner, der in bewundernswerter Schräglage durch psychedelisch ausgeleuchtete Areale surft, halb Songs und halb Soundbilderbögen und oft gefährlich auf der Kippe. Man darf A HOUND AT THE HEM auch als Referenz an Serge Gainsbourgs HISTOIRE DE MELODY NELSON lesen.

Wie das Vorbild versteht sich diese Songsammlung als Expedition in die Dunkelkammer des Begehrens; Vladimir Nabokovs „Lolita“ in memory. Die Arrangements hat Turnbull gemeinsam mit Owen Pallett ausgearbeitet, der das St. Kitts String Quartet, das auf frühen Final-Fantasy-Platten zu hören ist, ins Spiel brachte. Die Streicher schweben manchmal wie verwirrte Geis­ter durch die Songs, sie kitzeln die Erinnerungen an Momente wach, in denen die großen Crooner auf Orchester-Wolken in den höllischen Himmel der Obsessionen getragen wurden. Und jetzt verraten wir noch, dass die Aufnahmen dieser Stücke bereits vier Jahre zurückliegen. Es sind Aufnahmen, die klingen, wie der liebe Gott des Pop, Scott Walker, sich das schon ein bisschen länger wünscht.