Black Heino

Heldentum und Idiotie

Tapete/Indigo

Garage-Rock, Pop-Punk und ein schlechter Traum von Beate Zschäpe: Drei Berliner stellen sich als Antifa-Brüllkommando zum Mitsingen auf.

Es bedarf keines Führerscheins in Pop-Linguistik, um den Bandnamen Black Heino in einer Zeit zu verorten, als deutsche Gruppen sich Abwärts, Kriminalitätsförderungsclub und Flying Klassenfeind nannten, als Punkrock zur heißen Folie für Dissidenz und Subversion wurde. Es ging bekanntlich auch eine Nummer schlichter, der Wahre Heino avancierte in jenen Tagen zum Betriebsmaskottchen der Toten Hosen und führte den „Scheißladen“ in Berlin-Kreuzberg. Wären die Jungs von Black Heino 1980 schon unterwegs gewesen, Heino Hähnel hätte sie zur Hausband in seinem Record Store gemacht.

2015 bewarben sie sich auf einem Konzertplakat als „beliebte Tanzkapelle“, daneben ein dunkelhäutiger Heino-look-a-like mit Perücke und Sonnenbrille, Headline: „Fear Of A Black Heino“. Das bisschen Retro-Spaß darf sein, auf ihrer – Bowies „HEROES“ und Iggy Pops THE IDIOT zitierenden – Debüt-Platte stellt die Band sich aber in Abgrenzung zu „Authentizität, Intimitätsterror und Gefühlsgrütze“ der Indie-Lifestyler weit programmatischer auf: als Update eines rock’n’rolligen Antifa-Kommandos, dessen Vorsänger sich auf seine Art formvollendet durch Texte mit Wörtern wie Volkswirtschaft, Abschiebehaft, Kontrollgesellschaft und Diskursbomber grölt.

Diego Castro (Gitarre/Leadgesang) Kpt. Plasto (Bass/Chor) und Max Power (Schlagzeug) springen in diesen zehn Songs zwischen Garage-Rock und poppigem Mitsing-Punk hin- und her – pendeln zwischen ehernen Linksaußen-Gewissheiten und Kapitalismuskritik 3.0. Es gibt eine Häuslebauer-Klatsche mit einem Beinahe-Who-Riff („Eigenheim, Eigenheim, ich baue dich kurz und klein“), einen Guido-Knopp-Diss mit Blues-Harp-Solo, am Ende steht ein bleiernes Fazit mit RAF-Referenzen, und die Rache des Jürgen Ponto reimt sich auf – na? – Konto.

Das geht besser: Ihren ärgsten Feinden wünschen Black Heino einen schönen Horrortrip ins Schlafzimmer: „Träum schlecht vom Sex mit Beate Zschäpe“ („Europa: zwei Frauen“).