Doldrums

The Air Conditioned Nightmare

Sub Pop/Cargo 10.04.2015

US-kritische, düster-grimmige Indie-Electronica.

Der Titel THE AIR CONDITIONED NIGHTMARE ist auch Name eines Reportagebuches des US-Schriftstellers und Malers Henry Miller, der nach seiner Rückkehr aus Europa feststellte, nirgendwo sonst sei die Trennung zwischen Mensch und Natur so deutlich wie in den USA. Das hat Miller vor 70 Jahren geschrieben. Heute ist es kaum anders, wobei der klimatisierte Albtraum ausgerechnet von erzkonservativen Geistern weitergeführt wird, die tatsächlich denken, Gott habe die Erde in sieben Tagen erschaffen und erfreue sich nun daran , wie die Amerikaner die Luft verpesten, die Armen vergessen und ihre Tea Party feiern.

Alles Bullshit, sagt Airick Woodhead, ein Kanadier – und nahm eine Bullshit-Platte auf. Während es auf LESSER EVIL, dem starken Debüt seiner Band, auch mal fluffig und poppig zuging, klingt THE AIR CONDITIONED NIGHTMARE deutlich galliger. Woodheads hoher Gesang erinnert an die Geisterbeschwörer von Clinic,  ein Stück wie „Funeral For Lightning“ klingt den Liverpoolern zum Verwechseln ähnlich. „We Awake“ dagegen ist vertrackter Computer-Pop à la Synthie-Acts der frühen Achtziger. „My Friend Simjen“ orientiert sich an der Hochzeit der Industrial-Musik. Ein bisschen schade ist, dass Woodhead der Referenz im Titel außer Schlagworten wie  „Industry City“ nicht viel hinzufügt. Ein kurzes, kühles Intermezzo „iDeath“ zu nennen, ist ein bisschen wenig. So billig ist Henry Miller nicht zu  haben.