Kevin Devine

Instigator

Big Scary Monsters/Alive

Smarte Gitarrenmusik zwischen Power­pop und munterem Emo.

Super Plattencover: Ein Weihnachtsbaum, ein dünner Junge in Aufruhr, ein zweiter, etwas pummeliger, der triumphierend einen Wrestling-Gürtel nach oben reißt, und rechts, kaum im Bild, ein Vater, Onkel oder Opa, der sich an einem Glas festhält und aus seinem Bauch her­aus wahrscheinlich gerade tief durchschnauft: „Boys, boys, boys …“

INSTIGATOR hat der Indierock-Songwriter aus New York sein neuntes Album genannt. Viele Songs handeln tatsächlich von Anstiftern, von Leuten, die Dinge in Bewegung setzen – häufig private, manchmal politische. Vor seiner Solokarriere war Devine Chef der Emoband Miracle Of 86. Von seinen Kontakten in dieses loyale Milieu profitiert er noch heute: Das Album erscheint in den USA auf dem Label der Szenehelden Brand New. Das passt, denn Devine ist kein sentimentaler Hund – der Mann mag Powerpop und emotionalen Rock.

„Daydrunk“ ist ein Fest für Freunde von Bands wie ­Sloan oder Jellyfish, „Both Ways“ erinnert an vom Metal befreite Foo Fighters, wie bei „No Why“ könnten Death Cab For Cutie klingen, wenn sie ihr Valium absetzen würden. Der beste Song ist „No History“, ein Versuch, sich 15 Jahre später noch einmal in die Tage nach 9/11 zurückzuversetzen.

Kevin Devine sagt, die Ereignisse damals hätten sein Leben bis heute in eine Zeit vor und eine nach den Anschlägen eingeteilt. Die Erinnerungen an die Verzweifelten und die Trauernden, die Feuerwehrautos und die Rauchsäulen sind weiterhin frisch – und zwar unabhängig vom wahnsinnig machenden Glück, seinem Sohn das Laufen beibringen zu dürfen. „No History“ ist ein sehr kluges Stück im Herzen eines tollen Albums.