Small Feet

From Far Enough Away Everything Sounds Like The Ocean

Control Freak Kitten/Cargo VÖ: 21.08.2015

Von Sonne, Harmonie und Melodien verwöhnter Folk-Pop aus dem hohen Norden.

Man kann das ja verstehen. Dass im nicht eben sonnenverwöhnten Stockholm die Sehnsucht nach Kalifornien besonders groß ist. Dass man auch in Schweden schon vom sagenhaften Laurel Canyon in den Santa Monica Mountains gehört hat. Was dann aber doch nicht so recht zu verstehen ist: Wie jemand, der anstatt von allen Plattenfirmen-Scouts der Welt gejagt zu werden, jahrelang als Krankenpfleger, Kellner und Plakatierer gearbeitet hat, nun plötzlich ein dermaßen ausgereiftes, makelloses Debütalbum herausbringen kann.

Oder vielleicht gerade doch: Denn Simon Stålhamrhe, der hinter Small Feet steckt, ist vor allem deshalb ein bislang unbeschriebenes Blatt, weil er alle seine Bands be­erdigte, kurz bevor sie bühnenreif geworden wären. Nun aber, auf FROM FAR ENOUGH AWAY EVERYTHING SOUNDS LIKE THE OCEAN, bündelt er diese Jahre voller Enttäuschungen in dem schönsten, romantischsten Folk-Pop, der sich jemals von den weinerlich zitternden Stimmbändern eines jungen Neil Young aufgemacht hat, hinauf in himmlische Sphären. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll: Bei den berückenden Chorgesängen von „Gold“, dem engelsgleichen Falsett von „Rivers“, dem kein bisschen lächerlichen Pfeif-Intro von „All And Everyone“ oder dem so simplen, aber doch raffinierten Arrangement von „Lead Us Through The Night“ mit seiner unaufgeregten, aber kaum mehr aus dem Kopf zu kriegenden Melodie.

Natürlich ist dieses Kalifornien, das hier heraufbeschworen wird, nur ein Klischee. Aber eben eines, das man ruhig noch einmal heraufbeschwören darf, ja muss, wenn dabei so großartige Songs entstehen.