Trentemøller im Interview: „Musik ist für mich Therapie, besser als Alkohol und Drogen“


Am 16. September erschien FIXION – das neue Album von Trentemøller. Es ist gewohnt düster und geheimnisvoll. Wir traffen Anders Trentemøller zum Interview, um mit ihm über die Platte, neue Arbeitsprozesse, sein eigenes Label und die Kooperation mit Jehnny Beth von Savages zu sprechen.

Dein neues Album FIXION scheint in eine neue Richtung zu gehen und hebt sich von deinen bisherigen Werken ab.

Im Vergleich zu meinen früheren Alben, ist FIXION viel Song-basierter. Ich habe mich viel mehr auf Songwriting konzentriert und wollte, dass es weniger cineastisch und atmosphärisch klingt. Als ich mein erstes Album THE LAST RESORT vor knapp zehn Jahren veröffentlichte, bestanden die Songs aus vielen verschiedenen Schichten, beinahe wie bei einem Soundtrack. Nun habe ich versucht, mich auf den Kern des Songs zu konzentrieren und alles wegzulassen, was meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht wird.

Hattest du Angst, dich dabei von deinem Stil zu entfernen?

Naja, eigentlich nicht, ich denke es klingt doch immer nach mir, wenn ich Musik mache. Ich glaube, dass mein persönlicher Charakter immer durchscheinen wird. Ich plane meinen Stil nicht, wenn ich mit einem neuen Album beginne. Anfangs ist alles leer und offen, dann beginne ich Ideen zu sammeln und am Ende sieht man, was dabei herausgekommen ist. Beispielsweise habe ich mit den Synths von Saiten-Instrumenten aus den 80ern herumgespielt und plötzlich war das ganze Album voll damit. Es war nichts was ich mir vorher zurechtgelegt habe, ich hatte die Instrumente zur Hand und die Töne haben mir gefallen. Am Ende ist mir dann aufgefallen, dass fünf Songs des Albums dieses Thema hatten, aber ich dachte mir: Es soll wohl so sein.

Früher waren deine Alben wie ein großes Gemälde, eine musikalische Reise – wird sich das nun ändern, da FIXION mehr Wert auf einzelne Songs legt?

Hoffentlich wird es immer noch eine Reise bleiben. Das Verhältnis von Instrumentals und Gesang ist ausgeglichen. Aber vor allem bei letzterem wollte ich, dass die Songs eine einprägsame Melodie mit Wiedererkennungswert besitzen. Keine wahllosen Vocals auf Drumloops oder ähnliches. Ich habe mich viel mehr auf traditionelles Songwriting konzentriert. Die Instrumentals sind dagegen frei, sie sind immer noch unvorhersehbar und ohne feste Regeln.

Du wirkst wie eine sehr offene, lebensfrohe Person. Deine Werke strahlen aber oft eine gewisse Tristesse und Düsternis aus. Warum unterscheidet sich das so stark?

Der Großteil meiner Musik hat diesen melancholischen Unterton. Das passiert einfach wenn ich Musik mache, unbeabsichtigt. Dennoch bemühe ich mich, immer einen Hoffnungsschimmer mit hineinzubringen, auch damit es nicht zu schwermütig wird. Die Bands, die ich selbst höre, leben viel von dieser Stimmung und ich denke, dass das auf mich abgefärbt hat. Vielleicht bin ich so lebensfroh, weil ich die Musik als Ventil für meine schlechten Gefühle benutzen kann. Wenn ich Musik mache, ist das ein wunderbarer Weg für mich, mit diesen Stimmungslagen fertig zu werden, und mich mehr auf das Schöne im Leben zu konzentrieren. Ich kompensiere also. Hört sich zwar sehr klischeehaft an, aber Musik machen, ist für mich wie Therapie, besonders dann, wenn es mir nicht gut geht. Ich bin nicht gut im Schreiben. Musik ist für mich ein viel direkterer Weg mich mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Sie verschafft mir Erleichterung, wenn man so möchte. Außerdem ist das viel gesünder, als zu trinken oder Drogen zu nehmen. (lacht) 

Schon seitdem ich drei Jahre alt war, war ich immer damit beschäftigt Musik zu machen. Ich habe sie immer schon geliebt. Deshalb ist das Produzieren für mich immer noch sehr spielerisch, auch wenn sich meine Songs oft so düster anhören, macht es mir großen Spaß mich mit all meinem Kram ins Studio einzuschließen, voll in meine Klangwelt einzutauchen und alles andere draußen zu lassen.

Das merkt man, wenn man sich deine Musik anhört. Sie wirkt immer sehr kontemplativ und unterscheidet sich oft vom typisch-progressiven Elektro-Mainstream. 

Schon, aber ich denke, dass auch viele der Songs mit Vocals immer noch sehr traditionelle Einflüsse haben. Aber ich versuche immer, obwohl die Lieder teilweise sehr minimalistisch gehalten sind, Details und Elemente einzubauen, die einem erst beim fünften Anhören auffallen. Das macht mir immer besonders viel Spaß: Es ist wie beim Malen eines Gemäldes, wenn bereits fast alles fertig ist, macht man sich daran, die subtilen Details auszuarbeiten. Ich genieße das.