Crazy Diamond – Syd Barrett & The Dawn Of Pink Floyd :: Genie & Wahnsinn

In den Top Ten der größten Rock’n’Roll-Weirdos aller Zeiten gebührt ihm ein Ehrenplatz, auch wenn bei dieser Nominierung reichlich Bitterkeit mitschwingt. Denn Syd Barrett ist kein bloßer Exzentriker vom Schlage eines Captain Beefheart oder eines Kim Fowley, sondern ernsthaft krank. Womit auch endlich eine Legende aus dem Weg geräumt werden sollte: Syd Barrett, zwischen 1966 und 1968 als Sänger, Gitarrist und vor allem als hochtalentierter Songwriter die treibende Kraft von Pink Floyd, hat nicht den berühmten Trip zu viel erwischt. Schon bevor LSD in England überhaupt erhältlich war, neigte der junge Mann zu Befremdlichkeiten, die vielen Drogen haben seine Schizophrenie lediglich verstärkt. Seit 1970 hat Barrett kein Studio mehr von innen gesehen, er lebt zurückgezogen – aber gesundheitlich stabil – in Cambridge und will vor allem seine Ruhe haben; umso erstaunlicher.dass der Kult um seine Person einfach nicht nachlassen will. Crazy Diamond – Syd Barrett & The Dawn Of Pink Floyd erschien in England erstmals vor zehn Jahren, aufgrund der hohen Nachfrage wurde kürzlich die überarbeitete Neuauflage veröffentlicht. Barretts Werdegang könnte man getrost als Tragödie inszenieren, immerhin folgte dem glänzenden Aufstieg ein dramatischer Absturz, doch die Autoren geben sich alle Mühe, nicht zu dick aufzutragen. Und doch bleibt ein seltsamer Nachgeschmack; Wenn von Barretts Irrungen und Wirrungen die Rede ist, kann sich der sensiblere Leser mitunter wie ein Voyeur fühlen, der unerlaubten Einblick in gar zu persönliche Details bekommt. Man darf hoffen, dass sich Barretts Hardcore-Fans mit der Lektüre zufrieden geben und nicht rudelweise nach Cambridge pilgern, um mit ihrem Idol über alte Zeiten und neue Platten zu plaudern. Die wird es nicht geben. Also: Lasst den armen Mann in Frieden leben.

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