Wo die wilden Kerle wohnen :: Kinostart 17. Dezember

Gerade einmal 333 Wörter umfasst die deutsche Übersetzung von Maurice Sendaks Kinderbuchklassiker. Ein knappes Buch also, 36 Seiten stark, und vermutlich wegen seiner Abstraktheit so effektiv und zeitlos. Ein Wort sucht man darin vergeblich: Cassavetes – doch an den Urvater des US-Independentkinos und seine nervigen Bilder muss man sofort denken während der ersten Sequenzen von Spike Jonzes und Dave Eggers‘ Adaption von WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN.

Wie Max in seinem Wolfskostüm dem Hund im Treppenhaus nachstellt und ihn beißen will, festgehalten in wackligen Handkamerabildern, das mag zwar Sendaks Auftakt entsprechen, wirkt aber eher so, als hätte John Cassavetes versucht, den Stil von FACES auf die „Sesamstraße“ zu übertragen. Der Ansatz ist einerseits löblich: Jonze und Eggers wagen eine Interpretation der Geschichte des jungen Max, der sich in seiner Fantasie auf eine Insel mit wilden Monstern wünscht, deren Anführer er wird. Gleichzeitig nervt das Ganze tierisch.

Klar, es ist das gute Recht der Macher, den Hauptdarsteller unter der Trennung seiner Eltern leiden zu lassen, weshalb er auf seine Umwelt mit Aggression reagiert. Aber sie entzaubern auch die Vorlage, die einfach einen normalen Jungen zeigt, der übers Ziel hinausschießt. Ihr Max hingegen wirkt wie ein Mitglied von JACKASS (Jonze war Produzent der Show): Schön, dass er sich an das Diktum hält, man solle von dem erzählen, was man kennt, aber knappe zwei Stunden durch den Sumpf einer unerfüllten White-Trash-Adoleszenz waten zu müssen, ist anstrengend.

Sein Buch sei nicht für jedermann gedacht, sagte Sendak einst, sondern nur für Kinder. Jonzes Film ist für Kinder gedacht, stellt mit seinem Psychoansatz aber auch geduldigste Erwachsene auf eine harte Probe.