„WIR SEHEN UNS ALS EINE ART TECHNO-ALTERSHEIM“


20 Jahre Kompakt: Hättet ihr je gedacht, dieses Jubiläum zu feiern?

WOLFGANG VOIGT: Nein! Wir kamen ja aus einer Kultur, da denkst du gerade mal: „Was machst du am Wochenende?“

MICHAEL MAYER: Damals lösten sich Trends und Moden im Zehnjahresrhythmus ab. Wir haben schon Mitte der Neunziger den Tod von Techno herbeigerufen. Natürlich wusste jeder von uns für sich, dass es irgendwie mit Musik weitergehen würde. Es gab ein gewisses Selbstbewusstsein, aber es gab keinen Weltherrschaftsplan.

Was hattet ihr vorher mit Musik zu tun?

VOIGT: Ich mache seit Ende der Siebziger Musik und Kunst. Ich bin durch Jazz, Punk, New Wave, Pop, Elektronik und Spätachtziger-Techno sozialisiert.

MAYER: Ich fing mit Klarinette und Saxofon an, trug zehn Jahre lang Zeitungen aus, damit ich mir ein Instrument kaufen konnte – und dann war Saxofon auf einmal das uncoolste Instrument, das man sich vorstellen konnte. Aber sehr schnell wurden Plattenspieler meine Leidenschaft: Als ich das erste Mal gesehen habe, dass man Platten mixen kann, war es um mich geschehen. Ich legte als Schul-DJ Italo Disco, Pet-Shop-Boys-Remixe und Pop auf. Die 12-Inch war mein Fetisch.

Stimmt es, dass du der erste Kunde im Delirium-Plattenladen, der Keimzelle von Kompakt, warst – und dich prompt beschwert hast, was für eine lausige Auswahl die hatten?

MAYER: So ungefähr …

VOIGT: Na ja, das war ja auch ein ziemlicher Bauchladen. Wir waren nicht die großen Fachleute. Wir waren begeistert von Techno, wir waren in der Szene, aber wir waren eher Musikproduzenten als Plattenhändler. Das flächendeckende Fachwissen eines DJs fehlte uns, das war schnell klar, da passte Michael also gut rein.

Techno war ursprünglich eine rein vorwärtsgewandte Musikrichtung, es ging immer um höher, schneller, weiter, im Gegensatz zum Rock, der relativ früh begonnen hat, sich zurückzubesinnen und auf der eigenen Tradition auszuruhen. Irgendwann hat die Retromanie auch beim Techno eingesetzt – mit Revivals und Rereleases, und nun sitzen wir hier und feiern 20 Jahre Kompakt. Das ist zwar schön – aber ist es nicht auch ein Widerspruch?

VOIGT: Nein. Irgendwann war halt nicht mehr mit höher, schneller, weiter. Mitte der Neunziger war die aufregendste Zeit unseres musikalischen Lebens, wöchentlich gab es neue Trends, es war wirklich Underground, es war wild, es war unberechenbar und es ging ständig in alle Richtungen weiter. Aber irgendwann war das ausgereizt. Und dann hat Techno die Gelegenheit genutzt, diese unglaublich schnelle Tendenz der Dinge nachzuarbeiten und sich auf Mikrotrends zu besinnen und diese richtig auszuleben. Dazu gehört auch mal der Blick in den Rückspiegel.

MAYER: Und darin erkennt man dann, dass Acid-House der Blues des Techno ist. Schon irre zu sehen, wie sich alle fünf Jahre neue Generationen einen starken Schub vom Oldschool-Acid holen. Dann werden die Klassiker wieder aufgelegt, und die neuen Platten klingen genauso oder versuchen genauso zu klingen wie 1987.

VOIGT: Es gibt einen schönen Spruch: Dinge dürfen wiederkommen, wenn sie wissen, warum sie weg waren. Als Musik in den Achtzigern langweilig wurde, haben Vordenker gesagt: „Bitte Jugend, rebellier gegen mich, kick mich aus dem Amt!“, weil nichts Neues nachkam. Wir sind die Letzten, die etwas dagegen hätten, wenn es einen wirklich neuen relevanten Trend gäbe, sodass man sagen könnte: „Techno ist jetzt tot und es gibt was Neues, das nichts mehr mit uns zu tun hat.“ Doch Musikgeschichtsschreibung funktioniert spätestens seit Techno so nicht mehr: Hype, neuer Hype, noch neuerer Hype Trotzdem ist Retro nicht unser Ding. Archäologie ja, Retro nein. Wir sehen immer noch Möglichkeiten, Dinge in die Breite zu entwickeln und auf einem modernen Niveau zu halten.

Simon Reynolds, Autor von „Retromania“, wehrt sich ja auch gegen den reinen Retrokult, wie ihn beispielsweise Daft Punk auf ihrem neuen Album betreiben. Andererseits ist Evolution nur dann möglich, wenn sich aus dem Vergangenen langsam etwas Neues entwickelt.

VOIGT: Natürlich. Aber wir haben eine gesunde Ablehnung gegen authentischen Retro. Es liegt uns einfach nicht, so authentisch auszusehen und zu klingen wie 1978 die sehen genau aus wie Chic und hören sich so an, wer braucht denn den Scheiß? Wir haben aber nichts dagegen, wenn jemand etwas zitiert, einfließen lässt oder sampelt. Auf die Kombination kommt es an. Klar hören wir auch gerne mal alte Sachen. Gerade hatten wir so einen Familienabend, wo wir uns alte Acid-Scheiben angehört haben, aber deshalb kommt man doch nicht auf die Idee, so ein Ding loszutreten. Das ist alt und vergangen, und das ist auch gut so.

Eurer Ansicht nach kann nichts großes Neues mehr kommen nach Techno?

VOIGT: Mikrotrends immer, aber nicht im Sinne von Punk, New Wave, Glamrock, Acid, Techno. Weil das Hipness-Prinzip ausgereizt worden ist, weil es in der Fläche nicht mehr funktionieren kann. Das liegt an dem Zeitpunkt, an dem wir in der Musikevolution angekommen sind. Am Internet. An Gleichzeitigkeit. An Diversifizierung. An Geschwindigkeit. Du hast nicht mehr die Möglichkeit, so breit, flächendeckend einen Trend so in die Szene zu bringen, dass der halbe Planet stabil über Jahre darauf steil geht. Es ist schneller, kleinteiliger geworden, aber es ist nach wie vor unberechenbar und in Bewegung. Du musst halt nur die kleinen Bewegungen unter ganz, ganz vielen sehen. Der dicke Mainstream in eine Richtung ist halt nicht.

War Kompakt nur in Köln möglich?

VOIGT: Wäre Techno ohne Stockhausen und Can möglich? Ja! Das mit Köln war Zufall. Wir sind halt Kölner. Das ist kein fanatischer Lokalpatriotismus. Natürlich ist Rheinland Nährboden. Ich würde sogar Düsseldorf mit einbeziehen, ich komm nicht an Kraftwerk vorbei. Hier gibt es eine Tradition. Mein Onkel war Schulhausmeister der Musikhochschule zu Köln, sodass ich schon als Achtjähriger wunderbare Kunstmusikkonzerte von Manfred Schoof und Maurizio Kagel besuchen konnte. Das prägt. Aber ich würde da nicht so lokal rangehen wie bei Chicago Acid oder Detroit Techno, so „Wir gegen den Rest der Welt“. So sind wir hier nicht drauf. Wir mit dem Rest der Welt eher.

Trotz rheinischer Frohnatur klingt eure Musik oft melancholisch …

MAYER: Das gehört ja auch zusammen. Ein Großteil des Karnevals ist sehr melancholisch. Das ist ja nicht so Ballermann, wie man sich das vorstellen mag, sondern eher sehr intim, gefühlig.

VOIGT: Karneval war früher eigentlich ein No Go, aber Ende der Achtziger entdeckten wir, dass Karneval und Techno etwas gemeinsam haben, nämlich die gerade Bassdrum: Bumm, Bumm, Bumm. Auch ein gewisser Spirit, so im Paradehaften: die Berliner hatten die Love Parade, wir den Rosenmontagszug. Karneval macht Spaß. Es gibt so wahnsinnig bescheuerte Texte zum Mitsingen. Stumpfsinn vom Allerfeinsten. Trinklieder müssen simpel sein, und vieles im Techno ist ja auch Trinklied.

Stichwort Trinken: Studiosessions sind bei euch angeblich von Bier, Champagner und Joints befeuert. Stimmt das?

VOIGT: Kommt vor. Man nennt unseren Sound ja auch Bier-Techno.

MAYER: Für mich als Weintrinker ein Schlag ins Gesicht.

VOIGT: Du machst ja auch Rotwein-Techno im Ernst: Im Vergleich beispielsweise zu Frankfurt, wo die Chemie eine Rolle spielte, waren wir eher die Typen, die Trinken und Techno gut fanden. Mit Bier und Wodka ist man anders drauf als mit ’ner Ecstasy. Da geht man anders mit dem Sound um.

Drogen spielten also nie eine große Rolle in Köln?

VOIGT: Diesen Bar-25-Aspekt, wo alles davon lebt, dass man die sprichwörtlichen drei Tage wach ist, das gab es hier nie.

MAYER: Das liegt auch daran, dass die Sperrstunde in Köln sehr spät gefallen ist. Meistens wurden die Abende spätestens um 6 früh von der Putzfrau beendet, die den Putzeimer auf die Tanzfläche geknallt und alle angebrüllt hat, dass sie rausgehen sollen. Wenn man dann auf Pille ist, ist das nicht so angenehm.

Keine harten Drogen, eine vegetarische Köchin auf der Gehaltsliste: was seid ihr für ein Verein?

VOIGT: Also, wir sind kein Sekte, keine militanten Tierschützer, nicht religiös, wir sind auch nicht die Waltons Als wir den Laden aufgemacht haben, lag Ernährungsbewusstsein im Trend. Man wollte weg von Muttis Kohlroulade hin zu leichterer Kost, das war schicker, das war eher Techno, eine ästhetische Frage

Gutes Essen gibt gute Energie, gemeinsames Essen macht gute Laune. Es ist kommunikativ, es kommt gut an – und es bringt wahnsinnig Punkte bei der Presse.

Ende der 90er-Jahre war Kompakt das Label der Stunde. Heute haben andere diese Rolle übernommen. Wie geht man um mit dem Backlash?

MAYER: Der heißeste Scheiß, geschäftlich, waren wir eher so um 2004,2005, aber dass der Backlash irgendwann kommen musste, war uns klar. Ich finde es eigentlich ganz angenehm, aus der Opposition heraus handeln zu können.

VOIGT: Erfolg ist toll, aber wir haben das nie zu ernst genommen. Wir wollten nie mit Hype nach oben. Wir wollen langfristig als Firma funktionieren und nicht als Trendlabel.

Das Label existiert jetzt ja seit 15 Jahren, das ist schon etwas Längerfristiges.

MAYER: Wir haben eine ganz gesunde künstlerische Substanz. Leute wie Thomas Fehlmann, die immer für eine Überraschung gut sind und nicht jede Woche die gleiche Platte abliefern. Wir haben eine Verantwortung übernommen für diese Künstlerfamilie. Wenn sie mit einem neuen Album zu uns kommen, hauen wir ihnen nicht die Tür vor der Nase zu und sagen, tut uns leid, wir haben jetzt drei jüngere Acts. Wir sehen uns als so eine Art Techno-Altersheim. (lacht)

Fakt ist, dass junge Menschen nicht mehr unbedingt bereit sind, viel Geld für Musik. auszugeben. Wie geht man damit um?

VOIGT: Keiner von uns hat eine besondere wirtschaftliche Begabung. Hier sitzt kein BWLer. Wir sind solide Jungs. Wir geben nur das Geld aus, das wir haben, so wie Mutti einem das erklärt hat. Wir sehen, dass wir vernünftig wirtschaften. Wir haben irgendwann verstanden, nicht zu großmäulig an die Vermarktung zu gehen. Klar, der Markt hat sich verändert. Die digitalen Downloads fangen -obwohl sie sich stabilisiert haben – nicht die Verluste im physischen Bereich auf. Der Vinylmarkt ist in letzter Zeit zu einem hochklassigen Sammlermarkt geworden. Ich persönlich veröffentliche sehr viele limitierte Editionen über künstlerisch wertvolle, handgemachte Sachen an der Schnittstelle von Kunst und Musik. Das hat einen Markt. Du musst dir ein bisschen was einfallen lassen.

Gibt es Überlegungen, eure Musik in besonders hochauflösenden digitalen Formaten anzubieten?

VOIGT: Das WAV-File bei Beatport. Das war’s dann auch schon. Wir sind ja auch nicht die audiophile Fraktion. Diese Digital-analog-Kriege sind gelaufen. Ich persönlich brauche allerdings ein physisches Format, um Musik ernst zu nehmen. Musik, die ich nicht anfassen kann, interessiert mich nicht. Ich will das aber nicht ideologisch verstanden wissen. Ich habe mit MP3 nichts im Sinn. Wenn aber irgendwelche iTunes-Kids das haben, ist das okay. Was uns aber interessieren muss, ist das Verhältnis von legalen und illegalen Downloads. Ansonsten: Ich steh auf Platten und CDs.

MAYER: Ich finde es schon ärgerlich, dass MP3 so einen Siegeszug angetreten hat. Ich persönlich kaufe WAV-Files, keine MP3. Ich will das den Leuten nicht zumuten. Ich höre einen Unterschied, die Ohren werden müde nach ein paar Stunden.

Was waren die Highlights in 20 Jahren Kompakt?

VOIGT: Es gab große Momente – gar keine Frage. Als wir langsam erfolgreicher wurden, als Partybesucher in Strömen kamen, als wir extrem positive internationale Presse hatten. Natürlich sind das große Momente, aber ich würde nicht sagen, der 19. August 2003 war der größte Tag in Kompakts Leben. Obwohl: Es gab diesen großen Moment, als 2003 im Stadtgarten diese berühmte Jürgen-Paape-Nummer „So weit wie noch nie“ lief und alle Arme waren in der Luft. Da hatten wir das Gefühl, wir sind U2. Es war ein großer Moment.

Was auch toll ist, wenn einem Leute erzählen, dass sehr bekannte Größen unsere Musik super finden. Ich habe gehört, dass Anthony Kiedis ein großer Fan meines Projekts GAS sein soll. Er sitzt in den Hollywood Hills, kifft sich die Rübe voll und hört GAS. Oder Martin Gore von Depeche Mode. Er legt unsere Sachen auf. Fand ich total toll, so was zu hören. Man denkt ja immer, man ist ein Indie-Elektroniklabel. Wenn man dann aber merkt, dass man von Mainstream-Typen respektvoll wahrgenommen wird, ist das toll.

Habt ihr Berührungsängste, eure Musik für Werbung zur Verfügung zu stellen?

VOIGT: Nein, wir arbeiten mit Sponsoren, aber wir lassen uns nichts sagen. Was wir nicht machen, ist Zigarettenwerbung, wenn’s politisch bedenklich ist, wenn’s frauenfeindlich ist, oder schwulenfeindlich. Als Firma musst du gucken, was du machst. Der Markt hat sich verändert. Und wenn ein attraktives Angebot für einen unserer Künstler kommt, dann machen wir das. Wir ändern unsere Musik ja keinen Millimeter. In der neuen Ford-Fiesta-Werbung, da läuft jetzt Jürgen Paape. So what? Nehmen sie nicht uns, nehmen sie wieder Sven Väth. Da machen wir das doch lieber selbst. Das ist eine zusätzliche Synergie, die musst du heute mitnehmen.

Habt ihr Fehler gemacht?

VOIGT: Natürlich haben wir auch Scheiße gebaut. Wenn wir behaupten, wir hätten nur gute Platten herausgebracht, dann wären wir ja bescheuert. Du bringst 500 Platten in 20 Jahren raus, wer soll denn das alles gut finden? Du kannst die eine Kompakt-Platte supergut finden und die nächste megascheiße.

Gerade in den letzten paar Jahren versuchen viele DJs, Kunst mit ihren Artist-Alben zu machen, was im Gegensatz zu dem steht, was sie auflegen.

VOIGT: Das muss ich bestätigen. Der erfolgreiche Floorfiller-DJ neigt bei seinem Album sehr stark zum Autorentum und fängt an, den Künstler raushängen zu lassen. Natürlich kannst du fragen, ab wann fühlt sich das für den Musikrezipienten komisch an, wenn der vor allem als erfolgreicher DJ bekannte Produzent – besonders dann, wenn ihm im Studio komplett von anderen souffliert wird – allzusehr den vielschichtigen Musikkünstler heraushängen lässt. Da gibt’s natürlich Beispiele, wo das so ein bisschen ein G’schmäckle bekommt, wie der Schwabe sagt. Es gibt DJs mit einem großen Namen, die setzen sich mit jemanden ins Studio, der das kann. Das ist nicht neu, das gibt’s schon seit SNAP.

Nichts gegen SNAP …

VOIGT: Ganz im Gegenteil!

MAYER: „I’m serious as cancer, when I say rhythm is a dancer.“

Bei einem Album wie GREGOR SCHWELLENBACH SPIELT 20 JAHRE KOMPAKT stellt sich die Frage, ob die Kunstwerdung von Techno sich nicht aus sich selbst heraus ergeben sollte, anstatt sie mit den Mitteln der Hochkultur zu erzwingen.

VOIGT: Die Grenzen werden immer fließender. Wenn du dir zum Beispiel das Berghain ansiehst, da wird sehr viel als Kunst wahrgenommen, inklusive dem Türsteher. Techno kann in der Kulturgeschichte als Kunst verortet werden. Wir können sagen, dieser Richie-Hawtin-Track ist irgendwie auch Kunst. Bei Schwellenbach ist das umgekehrt. Da kommt jemand aus der sogenannten „Hochkultur“ mit einem ganz anderen musikalischen Background und interpretiert. Beides wäre zu den Hochzeiten des Techno total verboten gewesen. Sowohl die eine Richtung, die ich unzweifelhafterweise auch bediene, indem ich meine Musik zunehmend nur zur Kunst erklären kann. Meine eigene Techno-Musik auf meinem Label Profan muss ich, ob es mir passt oder nicht, als Kunst bezeichnen. Weil das was anderes ist als Richie Hawtin oder DJ Hell. Das wäre in den Neunzigern aber noch blöd gewesen, die Szenen hätten sich so nicht berührt.

Sitzen wir in 20 Jahren wieder hier?

VOIGT: Wir schon, ob ihr hier sitzen werdet, weiß ich nicht. (lacht) Wir machen einfach weiter. Wir freuen uns, wenn das musikalische Weltgeschehen uns zwischenzeitlich aufmischt, wir wollen nicht in unserem eigenen Sud kochen und selbstgerecht die eigene Vergangenheit zelebrieren. Wir wollen schon von uns selbst wachgehalten werden. Das ist unser Ur-Impetus. Auf der anderen Seite gefällt uns eine gewisse Art des Gefestigtseins, das konstruktive Angekommensein sehr wohl.

CD im ME S. 19

20 JAHRE KOMPAKT

Am 1. März 1993 eröffnen Wolfgang Voigt, sein Bruder Reinhard, Jörg Burger und Jürgen Paape in Köln den Plattenladen „Delirium“. Wenig später stößt der DJ Michael Mayer dazu. Voigt, der seinen Acidtechno unter dem Namen Mike Ink auf Labels wie Warp und Force Inc. veröffentlicht hat, gründet Ende 1993 das Label Profan und zwei Jahre später dessen Sublabel Studio 1 – die erste Adresse für minimalistischen Autorentechno. Im Januar 1998 wird „Delirium“ in „Kompakt“ umgetauft – zeitgleich mit der Gründung des Labels. Erster Release: Die 12-Inch „Triumph“ von Jürgen Paape .In den Folgejahren wird Kompakt zum weltweit renommierten Label für elektronische Musik. Zu den Künstlern zählen neben den Gründern u.a. DJ Koze, Justus Köhncke, Thomas Fehlmann, The Orb und Sascha Funke. In den Nullerjahren öffnet sich Kompakt in die Breite mit Bands wie Gus-Gus, WhoMadeWho, Walls und The Field.