Slayer


Karamba, Karacho! In der Hangel der Satansbraten.

Slayer ist die beste Band der Welt. Vier Meter vor der Bühne im Zenith besteht daran kein Zweifel. Wenn die Riffs von Kerry King und Jeff Hanneman dem Konzertbesucher entgegenbranden, in Kaskaden, ohne Unterlass. unterbrochen nurvon den jaulenden Gitarrensolos, ist Widerstand zwecklos. Beim Livevortrag der Thrashmetaller aus Kalifornien ist auch im 25-Jahr ihres Bestehens offenkundig, dass es nicht um einzelne Songs geht, sondern um deren Summe, um die Kumulation, bis das rohe Geknüppel einem einzigen Wogen weicht, einem An- und Abschwellen, das man eher mit den Kompositionen eines Phillip Glass assoziieren würde. Klar, Slayer ist Metal und spielt Metal, aber eben auf eine pure Essenz verdichtet, die das Genre mühelos transzendiert. Wie sehr, das wird an diesem Abend allzu deutlich, da Slayer hier als Headliner der ‚Unholy Alliance‘-Tour fungieren und drei weitere Bands im Gepäck haben. Lamb Of God hat der Rezensent verpasst, sich aber pflichtschuldig durch das bemühte Set der norwegischen Black-Metaller Children of Bodom gekämpft und sich hernach herzlich gelangweilt bei In Flames. Die wurden vom Publikum überraschenderweise überschwänglich gefeiert für ihren Auftritt, eine biedere Angelegenheit, die wirkte, als hätten sich Status Quo Dreadlock-Perücken übergestülpt und „Blue For You“ wahlweise auf 45 oder 78 abgenudelt.

Slayer spielen da auf einem anderen Planeten: Bestechend der schlichte Bühnenaufbau mit den zu umgedrehten Kreuzen angeordneten Marshall-Wänden, genialisch der Auftritt mit den stiernackigen Gitarristen King und Hanneman am Rand, dem vollbärtigen Sänger und Bassisten Tom Araya in der Mitte und über allem thronend Drummer Dave Lombardo. Das Set ist komprimiert aul 75 Minuten und lässt nur drei Songs des exzellenten neuen Albums CHRIST Illusion zu, was nach Nachlassverwaltung riechen würde, wenn der Auftritt selbst nicht so zwingend wäre: Beginnend mit „Disciple“, ist die Show auf maximale Wirkung angelegt, die mächtige Soundwand der Pinsel, mit dem Slayer ihre apokalyptischen Szenarien über Schmerz, Leid, Tod und immer wieder Machtmissbrauch auf einer blutrot getränkten Leinwand ausbreiten. Mit dabei als Herzstück natürlich auch „Angel of Death“, ihr umstrittener Song über Josef Mengele. Aber in diesem Kontext ist überdeutlich, dass Slayer nichts mit braunem Gedankengut zu tun haben. Wenn sich eine Message finden lässt in diesem Szenario, dann ist es ein Plädoyer für eine Existenz in Individualismus und Unangepasstheit. Am besten als Slayer-Fan, der alsbald wieder durch die Mangel gedreht werden will.

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