Acht Stargitarristen wählen ihren Klampfengott


Sie sind selber Vorbilder für Gitarristen-Generationen. Doch auch sie haben ein Idol: Jeff Beck.

DAVID GILMOUR (PINK FLOYD)

„Der bestandigste und brillanteste Gitarrist der letzten 25 Jahren ist für mich eindeutig Jeff Beck. Er setzt sich wie kein zweiter ständig über alle Grenzen hinweg. Hör‘ dir nur sein Riff bei ‚Hi Ho Silver Lining‘, dem Hit der Yardbirds aus den 60er Jahren, an – es überrascht noch heute. Und auch sein BLOW BY BLOW-Album ist für mich so etwas wie eine Offenbarung, ein Klassiker. Ich habe mal den Baß gespielt in einem Video von ihm, ihn zusammen mit Jan Hammer und Ringo Starr auf dem Baß begleitet und muß gestehen: Ich hätte keine Chance gegen ihn. Aus der jüngeren Generation gefallen mir vor allem Eddie van Haien und Steve Lukather von Toto.“

BRIAN MAY (QUEEN)

„Ganz klar den größten Einfluß auf mein Spiel hatte Jimi Hendrix. Als ich damals zum ersten Mal „Stone Free“, die B-Seite von „Hey Joe“, hörte, hat’s mich fast umgehauen.

Einen ähnlichen Einfluß hat heute Eddie van Halen. Sehr viel bewirkt haben auch Jimmy Page und Pete Tbwnshend mit ihrer Art, geistreich in die Saiten zu greifen. Eric Clapton dagegen ist zweifellos der geschmackvollste Gitarrist dieser Welt. Trotzdem ist Jeff Beck der größte lebende Gitarrist überhaupt. Er spielt immer noch sehr riskant, bisweilen abenteuerlich und kreiert dabei unglaublich viel Schönheit. Alles, was er anfaßt, zeugt von Größe. Ich spielte mit ihm kürzlich auf einem Benefiz-Konzert zusammen und wollte eigentlich sofort kleinlaut meine Gitarre in die Ecke stellen, Mäuschen spielen und ihm nur noch zuschauen bei seinem aufregenden Spiel.“

MIDGE URE

Jeder hat seine eigene Starke: Jeff Beck ist eine durch und durch bescheidene Persönlichkeit, er hält sich lieber im Hintergrund. Mick Ronson schaffte es, seine ganze Leidenschaft und Erregung in wenigen Noten auszudrücken. Brian May spielt einen einzigartigen, fast schon klassischen Stil. Wir trafen uns mal beim Princes Trust-Konzert und ich hatte die seltene Gelegenheit, seine berühmte Gitarre, die er einst mit seinem Vater zusammen gebaut hatte, in den Händen zu halten. Alle Achtung, sie hat einen derart dicken Hals, daß es Hände von der Größe eines Baseball-Handschuhs brauchte, um darauf spielen zu können. Zudem spielt er mit Sixpenny Geldstücken anstelle von Plektren und erzielt dadurch seinen wunderschönen Sound.“

MAJOR (BAP)

„Zu den Gitarristen, die mich besonders beeindrucken, gehören auf jeden Fall Jeff Beck und Rory Gallagher, der allerdings früher wesentlich besser war als heute. Natürlich gibt es auch in der modernen Kategorie sehr gute Gitarristen wie z.B. Van Haien, Steve Vai oder Joe Satriani. Verblüffend finde ich ihre Technik und Schnelligkeit. Sie sind wirkliche Artisten mit überragenden Leistungen, die bei mir aber nicht den ‚Bauch‘ treffen. Der beste Gitarrist für mich aber ist mit großem Abstand Eric Clapton. Seine Art, Technik mit Gefühl zu verbinden, trifft die Seele.“

/ GARY MOORE

„Jimi Hendrix hat mich am nachhaltigsten beeinflußt. Ich sah ihn damals zum ersten Mal in der TV-Musiksendung Ready, Steady, Go spielen und flippte fast aus. Hendrix war der Gitarristen-Gilde um zehn Jahre voraus. Jeff Beck ist der einzige Gitarrist aus der Generation, mit der ich aufwuchs, der sich bis heute kontinuierlich weiterentwikkelt hat. Im Alter von 12 Jahren stand ich total auf den British Blues, vor allem auf Peter Green, den damals legendären Gitarristen von Fleetwood Mac, der in seiner Art für mich immer noch einer der Größten ist. Ich wie auch meine allererste Band Skid Row haben speziell ihm eine Menge zu verdanken. Unter anderem verkaufte er mir damals seine heißgeliebte Gibson Les Paul Sunburst-Gitarre für ’nen Appel und n‘ Ei.“

STEVE HOWE (YES)

„Ich habe im Laufe meines Lebens so viele wirklich progressive Gitarristen erlebt, daß es mir schwerfällt, mich für einen einzigen zu entscheiden. Ich habe mich sehr früh mit Chet Atkins beschäftigt und dann brachte Tal Farlaw mich zum Jazz. Während ich auf dem Gebiet der typisch spanischen Gitarre vor allem Pepe Romero wegen seines traumwandlerischen Spiels liebe, auch wenn er an meine heimliche Liebe Segovia noch nicht ganz herankommt. Und auch Julian Bream hat viel für Gitarre und Laute getan. Im modernen Rock hat mich bis dato keiner so sehr beeindruckt wie Steve Morse, der bei Dixie Dregs als auch Kansas seine Spuren hinterließ und einen geradezu archetypischen Rock-Sound mit revolutionärem Spiel verbindet.“

RUDOLF SCHENKER (THE SCORPIONS)

„Dick Taylor von den Pretty Things war einer der ersten, den ich bewußt wahrgenommen habe. Und dann natürlich Peter Green mit seinem einzigartigen Feeling. Extrem beeinflußt, sowohl als Komponist wie auch Gitarrist, hat mich Jimmy Page, der dem Heavy Rock entscheidende Impulse gab. Als ich dann anfing, auch Lead-Gitarre zu spielen, waren vor allem Leslie West und Andy Powell von Wishbone Ash meine Orientierungspunkte. Aus heutiger Sicht wäre eine Kreuzung aus Michael Schenker, Eddie van Haien und Jeff Beck mein Ideal-Gitarrist.“

TONY IOMMI

(BLACK SABBATH) „Viele Leute werden bestimmt gleich vom Hocker fallen, wenn sie erfahren, daß mein Lieblings-Stil auf der Gitarre Jazz ist und ich Joe Pass bewundere. Ich mag aber auch Jeff Beck sehr. Er ist ein phantastischer Gitarrist, einer, den’s nicht die Bohne interessiert, was gerade in ist und was nicht. Er spielt seinen Stiefel und das in klassischer Manier. Auch Django Reinhardt hat mich stark beeinflußt. Ihm waren zwei Finger amputiert worden und als ich dann eines Tages die Spitzen an den beiden mittleren Fingern meiner rechten Hand verlor, dachte ich erst, es sei aus, bis ich Django spielen hörte und wieder Hoffnung schöpfte.“