Amy Winehouse


Die britische Soul-Diua kämpfte in Neu; York mit Guinness, spastischen Windmühlen und einem Kleid, so lästig wie eine Fledermaus. Und das alles für den schlechten Ruf.

Es gab mal einen Sänger, Dean Martin, der machte sich einen Spaß daraus, auf der Bühne betrunken zu tun. Er rauchte Kette, redete zwischen den Songs Dummes, stolperte und schüttete ein Glas nach dem anderen in sich rein. Die Flüssigkeit darin sah wie Whiskey aus – war aber meist Apfelsaft. Whiskey gab’s erst später, hinter der Bühne. Ganz großes Entertainment!

Dann gab es mal eine Sängerin.Janis Joplin, die war auf und auch fernab der Bühne oft betrunken. Sie juchzte und schrie und schüttete den Stoff in sich hinein, bis sie umfiel denn bei ihr war nie Apfelsaft, sondern immer „Southern Comfort“ drin. Trauriges Entertainment, aber ganz große Kunst!

Nun gibt es AmyWinehouse. Auch sie steht im Ruf, gerne mal einen zu lüpfen. Ob man allerdings in 40 Jahren noch zärtlich von Amy sprechen wird, so wie wir es heute von „Old Red Eye“ und „Pearl“ tun, ist ungewiss. Noch ist die Londonerin auf der Bühne ein eher halbgares Ding als „Da Real Thing“.

Okay: Sie hatte einen sitzen. Spätestens nach den vier Pints Guinness, die sie in einer knappen Stunde in ihren klitzekleinen Körper geschüttet hatte. Der Beleg dafür kam bei der Zugabe, als sie für“You Know I’m No Good“ die Augen schloss, nach dem Mikrogriff – und einen knappen Meter daneben langte. Auch mit ihrem Kleid tat sie sich schwer. Als wäre es der Flügel einer riesigen, lästigen Fledermaus, nestelte und zupfte sie unentwegt an dem verrutschenden Ding herum. Während der Pause entledigte sie sich schließlich ganz des Fetzens und sang in Jeans zu Ende. Die zwei Songs danach, „Me And Mrs. Jones“ und „You Know I’m No Good“ gelangen ihr dann auch am besten. Voller verruchtem Reiz, mit dem Timing einer Dinah Washington und dem unaufgeregtem Soul einer Carla Thomas.

Davor? Durchwachsen. Sie sang die Songs ihrer zwei Alben Frank und Back To Black mal zu schüchtern („Fuck Me Pumps“), mal zu weinerlich („Tears Dry On Their Own“), oft überschattet von ihren karikierten HipHop-Posen oder dem spastischen Windmühlentanz der zwei Backup-Sängerund konstanteinzig in ihrer Unkonzentriertheit. Natürlich ist Amy Winehouse ein großes Talent mit einer großartigen Stimme. Doch bis beides zu einer Einheit reift, bis aus der trunkenen Larve ein Schmetterling vom Kaliber Dean Martins oder Janis Joplins wird,sollte sie es vielleicht doch wirklich mal mit Apfelsaft versuchen.

www.amywinehouse.co.uk