Art Brut


Trotz hitzebedingter Sparflamme funktionierte in Berlin der Witz, der keiner sein will, auch zum zweiten Mal, Keine Ahnung, ob’s die letztes Mal schon gab: Am Merchandise-Stand konnte man T-Shirts mit dem Covermotiv des Metallica-Albums Master Of Puppets und dem abgewandelten Slogan „Art Brut-Master Of Pop-Hits“ kaufen. Was ja stimmt: Innerhalb des freilich eng gesteckten Bezugsrahmens, in dem die Londoner Band „funktioniert“, hatte zuletzt tatsächlich kaum einer so viele klare Hits zu bieten. Für alle, die sich an dieser Stelle fragen, ob der Witz zum zweiten Mal funktionierte: Ja, es war voll.

Bands wie Art Brut wünscht man sich ja immer schön crazy spontan, aber natürlich sind auch sie Routinen unterworfen: „Pump Up The Volume“ eröffnet das Konzert; genau so war das gestern in Köln, vorgestern in München. Der Unterschied: In den anderen Städten war es vielleicht nicht ganz so heiß. Argos, der zwei Tage vorher noch ins Publikum gesprungen war, macht nur, was er muss, und kommt auch nicht ganz so stylermäßig daher wie gewohnt, sondern im einfachen Hemd mit dunkler Hose. Der anständig, aber eher pflichtschuldig über die Bühne gebrachte Set aus sieben neuen und zehn „alten“ Songs bietet die Gelegenheit, mal einen Blick auf die Gefahr der Institutionalisierung zu werfen, von der diese Band bedroht ist. Die musikalische Formelhaftigkeit, die sloganhaften Songzeilen – wenn Art Brut weitere fünf Platten in dieser Richtung veröffentlicht haben, könnten sie zu einer Indie-Version von Turbonegro verkommen sein. In diese Gedanken platzt Argos mit seinen bekannten „Top Of The Pops“-Spielereien. Und da erein netter Mensch ist, nutzt erden Zwischenteil, um den zeitgleich in Berlin auftretenden Smashing Pumpkins, Mando Diao und Dirty Pretty Things ebenfalls einen Auftritt in der (freilich eingestellten) Show zu wünschen. Hier darf der Indie-Nerd mal ungestraft – weil übers Feuilleton abgesichert – zum Fausthochrecker mutieren und einmal Rocker spielen, was den meisten natürlich Spaß macht. Ehe Art Brut sich mit „Good Weekend“ nach einer guten Stunde verabschiedeten, wurde noch nach LA gemoved und kamen die „Guns Of Milan“ zum Einsatz (d.h.: eben nicht). Damit war alles gesagt, und Eddie Argos durfte endlich wieder in den Biergarten.

www.artbrut.org.uk