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Berlins Herrensauna: Stößt diese Partyreihe das Berghain vom Thron?


Diese Partyreihe bringt das Verständnis von Freiheit auf ein neues Niveau: Inmitten von Dunkelheit und Enge würdigt die „Herrensauna“ im Berliner Tresor-Club den Hedonismus der Technoszene.

Keine Einschränkungen. Damit fängt alles an. Zu allererst bei der Musik, die sich keinen Regeln fügt: Da wären die dunklen Bässe, die den Brustkorb hinunter in den Magen beben lassen. Und dann die schrillen und doch irgendwie melodischen Synthesizer, die den magnetischen Weg vom kleinen Zeh bis in die letzte Haarfaser wagen und den Körper im Tanz elektrisieren. Irgendwen, irgendwo, berührt diese Verschmelzung – ohne Einschränkung. Ganz bestimmt in einer der dunklen Ecken der Herrensauna.

Denn genau so nehmen die Gründer der Party-Reihe Herrensauna das Nachtleben: hemmungslos. Friedlich. Und wenn es für die Musik keine Einschränkungen gibt, dann doch auch nicht für die Gäste.

Big Rave Berlin!

Fast jeder kennt die Big Raves, für die Berlin bekannt ist. Unvergessliche Tage und Nächte voller Musik, spannender Menschen, viel Tanz und viel Ekstase. Vor allem im Berghain inklusive Sonnenauf- und untergängen in der Panoramabar. Oder aber mit Locationwechsel ins Sisyphos, Katerblau oder OHM. Die Liste ist lang und das Konzept der Herrensauna schließt sich dieser Liste erfolgreich an – doch vorzugsweise ohne Tausende von Menschen, aber dafür mit viel Intimität.

Das elektronische Nachtleben Berlins haben die Gründer Nicolas, Jordan und Cem schon seit mehreren Jahren kennen- und lieben gelernt. Vielleicht hatten sie aus diesem Grund auch ein Gespür dafür, was dieser Szene fehlt und einst sogar in ihr vorhanden war: Gay-Partys im Stile des alten WMF.

Für die hedonistische Technoszene brauchte Berlin etwas mehr, als das Berghain und die Pornceptual. Etwas Familiäreres. Die Herrensauna ist aber nicht nur Männern vorbehalten. Gerne besuchen auch Frauen diese Partys, fühlen sich frei und tanzen entfesselt und ohne das Gefühl zu haben, auf einer Fleischbeschauung zu sein.

Der Puls des Hedonismus

Was macht diese Party im Berliner Nachtleben so besonders? Vielleicht ist es die pulsierende Energie, das Dunkle und fast schon Klaustrophobische, das eine Intimität in dieser Szene schafft, die keine andere Party hergibt. Dass sie damit eine neue Technoplattform ins Leben rufen, sei ihnen nicht in den Sinn gekommen, als sie anfänglich eine Party für rund 300 Personen planten, sagen die Gründer. Mittlerweile wird ihr Konzept für Underground-Technopartys schon europaweit, etwa in Italien und Frankreich, gebucht.

Einer der Resident-DJs der Herrensauna ist Mitbegründer Cem. Ist man auf der Suche nach wirklich brillantem Techno, der den Tag oder die Nacht nimmt, wie sie ist und sich mit den Emotionen der jeweiligen Tanzwütigen verknüpft, dann ist der Techno von ihm genau richtig. Seine scharfe und charismatische Auswahl an Techno und Acid ist von seiner Jugendliebe zu Blackmetal und Deathmetal inspiriert.

Die Herrensauna als Diversity-Netzwerk

Die Liebe zum Detail ist hier alles. Angefangen in den dunklen Ecken einer alten Herrensauna Berlins, mit Rissen in den Wänden, fest geklebten Rosenblättern und schwarzen Klebebandkreuzen – nun fortgeführt im Tresor und nicht mehr aus dem elektronischen Nachtleben Berlins wegzudenken. Die Herrensauna würdigt den Hedonismus der schwulen Männersauna und ist das ideale Netzwerk für jene, die weder Angst vor Sexualität, Diversität noch vor Experimenten der Selbstdarstellung haben.

Dass die drei Macher einen extravaganten Riecher für Musik haben, bestätigt ihr Line-Up. Sie sind stets auf der Suche nach Underdogs und geben ihnen eine Bühne, auf der sie sich ausprobieren und entfalten können. Neben immer mehr großen und bekannten Namen lassen sie jedoch weiterhin Raum für Newcomer. Denn so haben sie auch angefangen. Und eines ist sicher: Hochqualitative Musik können die Gäste auf jeder Ebene erwarten.