Caribou


Herr Snaith hat große Lust an der Live-Umsetzung seiner Musik. Im Berliner Astra (aber auch anderswo)

Soll keiner behaupten, das Problem der Aufführung sogenannter elektronischer Musik in der aus der Zeit der Vorväter überlieferten Darstellungsform Livekonzert sei gelöst. Das stimmt nicht. Wer dem Künstler am Pulte, der höchstens alle 15 Minuten mal eine der beiden Schrauberhände in die Höhe hält und zur Fetenfaust ballt, nicht tanzend, also am Club-/DJ-Modell geschult begegnet, steht oft schnell nur noch blöde glotzend da. Und staunt höchstens ein wenig und ju-hut ein wenig und zuckt eher verhohlen wie mit einer 9-Watt-Blockbatterie elektrifiziert, und wünscht sich bald schon heimlich in sich hinein ein Rockschwein vor die Nase, das balzt und blökt und schmutzt.

Der Kanadier Daniel Victor Snaith weiß von solchen Sehnsüchten, er kennt die Traditionen und Modelle nur zu gut, und ein nicht unwesentlicher Teil seines dank des jüngsten Albums Swim ansehnlich gewachsenen Ruhms begründet sich auf dieses Wissen und die richtigen Schlüsse daraus. Nein, die Musik seines Projekts Caribou rockt nicht etwa, sie funktioniert wie ein dramaturgisch wohldurchdachtes DJ-Set, das einen vordergründig mit Bumms und gleichzeitig hintergründig assoziativ zu packen weiß. Und doch fühlen sich viele seiner Tracks wie Songs an.

Den großen Bonus, den Caribou auf die Konzertbühne mitbringen: Snaith hat spürbar Lust, seine Musik zu spielen. Und wenn er dazu das zu loopende „Sun“ aus dem gleichnamigen Song ein wenig zu euphorisch ins Mikrofon ruft oder seinen Synthesizer-Level zu weit aufreißt, hat er offensichtlich den größten Spaß daran. Die Musiker neben ihm – es sind vier, das Bandformat ist komplett – hat er sich so ausgesucht, dass er keine Abstriche machen muss. Schon gar nicht bei der Energie. Wer bei Caribou live nicht tanzen will, muss auch nicht. Aber es hilft natürlich trotzdem ungemein.