Comeback Kids


Wie das amerikanische Indie-Label Captured Tracks dafür sorgte, dass eine Band aus Lüneburg nach 16 Jahren wieder zusammenfand.

„Natürlich haben wir davon geträumt, berühmt zu werden. Aber keiner von uns verfolgte diesen Traum mit der nötigen Beharrlichkeit.“ Wenn Stefan Zachau von den Frühneunzigern und seiner Band Grabbel and the Final Cut spricht, so erzählt er die Geschichte einer stinknormalen Schülerband. Ein paar Jungs, knapp unter 20. Eine Vorliebe für Noise-Rock und Shoegaze, für Bands wie Jesus & Mary Chain, My Bloody Valentine oder die Pale Saints. Gegründet 1989, aktiv vor allem in den frühen 90er-Jahren. Die meisten ihrer Konzerte fanden im Umland ihrer Heimatstadt Lüneburg statt, andere in Hamburg, zwei in Bayern. 1996 löste die Band sich auf, wie Lokalbands sich eben auflösen.

Hätte die Geschichte hier geendet, würde man sie sich nicht mehr erzählen. Vielleicht in Lüneburg, nach dem fünften oder sechsten Bier in irgendeiner Kneipe, in der zufällig Purity Ring oder Toy gespielt wird. Als „Weißt Du noch“-Story von anno dazumal.

Doch die Geschichte geht weiter. Zachau studiert an der Tontechnik-Schule SAE in Hamburg, fängt bei einer Firma an, die Mastering-Lösungen herstellt. Und so beginnt er irgendwann, die alten Lieder seiner Band zu restaurieren. Die lädt er bei last.fm hoch. Und hier kommt das Label Captured Tracks (Wild Nothing, Thieves Like Us, Beach Fossils) ins Spiel. Die Amerikaner finden die Songs und sind begeistert. Sie wollen sie im Rahmen ihrer Reissue-Reihe „Shoegaze Archives“ zurück ans Licht bringen. Ab da geht’s schnell. „Es dauerte vielleicht zwei Monate von unserem ersten Kontakt bis zur Veröffentlichung der EP“, erzählt Zachau. Die EP nennt sich „Get Your Feet Back On The Ground“ und ist ein in hübscher 4AD-Optik gehaltener Hybrid zwischen Noise und Shoegaze, dem man seine bald 20 Jahre Alter und seine limitierten Aufnahmemethoden – „recorded on a 4-track cassette tape using cheap yellow plastic microphones bought at the local woolworth store“ steht auf der Hülle – kaum anhört. Vor allem ist er für die Band so etwas wie ein Scharnier in die Gegenwart. Grabbel sind plötzlich wieder on Tour. Sie spielen mit Phillip Boa, gastieren auf dem Popfest Berlin. Sie veröffentlichen eine Live-LP, ein Album mit den gesammelten Raritäten soll im Januar erscheinen, ebenfalls bei Captured Tracks. „Wir proben wieder. Wir sind wieder eine richtige Band“, bestätigt Zachau und man merkt an der Art, wie er diesen Satz sagt, dass er sich darüber selbst ein bisschen wundert.