Fears For Ears


Ruhe bitte! Was können wir im Internet über Klang und unsere geschundenen Ohren lernen?

Man mag mir ausnahmsweise verzeihen, dass ich diese Seite im Frühlingsmonat April mit einer etwas platten, doppeldeutigen Feststellung beginne: Laute Musik richtet viel Schlimmes an, offenbar aber auch manches auf. Wie man auf www.3sat.de in einem Bericht über eine vergangene Sendung lesen kann, wollen „Britische Forscher“ herausgefunden haben, dass extrem laute Musik das Sexualzentrum stimuliert. „Lautstärken von mehr als 90 Dezibel“, heißt es da, aktivieren „das Lustzentrum des Gehirns – also just den Teil, in dem Signale ßirso archaische Gefühle wie Hunger oder Sex zusammenlaufen.“ Wer allerdings vergleichbare Phänomene bei der Fichte kennt – auch der Nadelbaum versucht in einem letzten, fortpflanzungswilligen Aufbäumen, durch jährliche statt vier-jährliche Blüte den Erhalt der Art zu sichern, sobald man ihn existenzbedrohlichen Umwelteinflüssen aussetzt wird aus diesen „wissenschaftlichen Befunden“ keine falschen Schlüsse ziehen. Musik jenseits der 90-Dezibel-Grenze mag in kleinen Dosen zu Lust führen, in höheren aber – auch wenn das schrecklich spießig klingt – zu schweren Schäden. Und kann man tote Objekte wie die Mosaiken auf dem Markusplatz, die wahrend Pink Floyds überlautem Konzert auf einer schwimmenden Bühne im Juli 1989 in Venedig von der Wand bröckelten, wieder in ihre Ordnung bringen, so sind die Schäden im Ohr meist irreparabel. Der Gehörsinn, der der erste Sinn ist, den ein Embryo entwickelt, beruht, wie die Grafik auf www.m-ww.

de/krankheiten/hno/ohr anatomie.html oder die wunderschönen Detail-Aufnahmen der medizinischen Universität St. Louis (http://oto.wustl. edu/cochlea) zeigen, auf einem äußerst sensiblen Organ. Überschreiten Rockkonzerte beispielsweise 125 Dezibel (was nicht selten der Fall ist – bereits ein Orchester erreicht bei Wagners „Ring der Nibelungen“ 110 DB), kann schon nach zwei Minuten die Hörfähigkeit dauerhaft beeinträchtigt werden. Zur Vorsicht mahnen die Soundfiles auf www.hearingcen teronline.com/sound. shtml#If: Hier wird demonstriert, wie man Musik oder Sprache in verschiedenen Stadien des Gehörschadens wahrnimmt. Ein Online-Hörtest lässt sich übrigens mit Kopfhörern bei www.s0nus.com/0nlinehe3ringtest.asp durchführen. Schall an sich kann dabei durchaus heilsam sein, wie aus einem Bericht aufwww.3sat.de/ nano/news/ 03765 hervorgeht: Wie die Freiburger Uni-Klinik für Tumorbiologie herausfand, hemmen bestimmte Klänge das Wachstum von Krebszellen. Ein Stimmungstief dagegen vertreibt nichts schneller als das Hörbeispiel „Ah“ auf der Esoterik-Site www.

healingsounds.com/worlday /AH/Amp3.mp3, ein Besuch bei www. thepolyphonicspree.com oder die kuriosen Klangarbeiten und -Installationen (auf dem Foto rechts „Waterworks“) des profilierten Künstlers, Musikers und Sound-Experten Alvin Curran (www.newalbion. com/artists/currana).