Franz Ferdinand, Berlin, Kesselhaus


Die Liebhngsschotten mit neuen Songs im exklusiven Kleinclub. Der Fluss der Begeisterung stockt kurz. Aber nur kurz.

Wenn deine Lieblingsband mehr als zwei Monate vor der Zeit neues Material vorstellt, dann musst du da hin. Egal, wo das ist und was es kosten mag. Und wo doch Franz Ferdinand die Lieblingsband nicht eben weniger Menschen ist.

Männlein wie Weiblein, wardenn auch das räumlich eher bescheiden bemessene Kesselhaus seit Wochen restlos ausverkauft.

Wer noch nicht gespannt genug ist, der wird es hier jetzt richtig, und zwar auf die Folter. Nach der tapfer gegen allgemeines Desinteresse und Unverständnis anmusizierenden Vorgruppe Kamerakino das Kunstrock-Kollektiv aus München, bei dem Nick McCarthy einst Mitglied war, gilt es, erst einmal einen Soundcheck von gefühlten zwei Stunden übersich ergehen zu lassen, bevor dann endlich Butter bei den Lachsfisch kommt. Auftritt: Franz Ferdinand, und zwar mit „Bite Hard“ vom kommenden Album tonicht. Ungewohnt leise geht das los, gewohnt melodisch-und mündet dann rasch in einen Parforce-Ritt durch ein zwar schmales, aber doch an Hits nicht eben armes CEuvre.

Sogleich entwickelt sich zu den Stakkato-Disco-Stampfern „Do You Want To“, „Matineé“ und „Walk Away“ im vorderen Zentrum des Publikums ein dermaßen ausgelassenes Pogo-Cetanze und -Cerempel, dass man sich schier auf einem Konzert der seligen Pogues wähnt. Bald aber hat die Band, zu Beginn noch superfantastisch aufgelegt, mit technischen Problemchen zu kämpfen. In dieser Angelegenheit konsultiert vor allem Alex Kapranos – im schicken orangenen Hemd, fast wie früher – wiederholt seinen Roadie.wasden freien Fluss der Begeisterung dann doch ein wenig hemmt. Zumal Nick McCarthy, der für einige der neuen Stücke an eineveritable Keyboard-Batterie wechselt, sogar einmal einen Song abbrechen muss.weil auf der anderen Bühnenseite der stets etwas verschlafen wirkende Bassist Robert Hardy seinen Einsatz verpasst hat.

Kann vorkommen, trübt nicht die Stimmung-und wird mehr als wettgemacht durch eine hörens- und sehenswerte Version von „40ft“. Wie hierdie Dynamik- und Tempowechsel ausgekostet werden, das hat schon einiges – und als sich McCarthy und Kapranos dann auch noch ein extradreckiges The-Who-Memorial-E-Citarrenduell auf Bluesbasis liefern, ist die Verwirrung komplett: tonicht soll eine Discoplatte werden? Ist das denn möglich? Tatsächlich klingen Songs wie „Ulysses“ und „What SheCameFor“ bei Weitem nicht so tanzbarwie auf Platte. Es ist, als hätten sich die Neulinge mit rockigem flecktarn verkleidet, damit ihr glitzerndes Discogewand nicht so auffällt-was allerdings offenbart, dass es mit dem catchy Songwriting sooo weit nicht mehr her ist bei Franz Ferdinand. Was abereine echte Lieblingsband ist. die steckt das locker weg.

www.franzferdinand.co.uk