George Harrison


"Meine Erinnerung an die Beatles ist nicht sonderlich aus- geprägt. Es scheint fast so, als wäre das alles einer frühe- ren Inkarnation von mir passiert."

Das Büro von „Hand Made Films“, Harrisons Filmproduktionsfirma, liegt versteckt in einer Seitenstraße, einige Meter vom geschäftigen Londoner Sloane Square entfernt. Der Raum, orientalisch-karg eingerichtet, wirkt eher wie ein Ort der Meditation als ein Hort hektischer Geschäfte. Passend zur Atmosphäre erscheint wie aus dem Nichts eine kleine Sekretärin unbestimmten östlichen Ursprungs und fragt mich, ob ich Tee oder Wasser wünsche.

Dann erscheint er selbst. Trotz der grauen Haare und Falten scheint er sich kaum verändert zu haben. Er ist immer noch der freche Liverpoooler Arbeiterjunge, der’s geschafft hat – und gleichzeitig der sozial-engagierte Mystiker. Weiß Gott, ein merkwürdiger Kontrast!

Das letzte Mal, das dieser Mann seine Gedanken und Gefühle der Öffentlichkeit preisgab, war 1981, als sein Album GONE TROPPO erschien – und spurlos in der Versenkung verschwand. Diesmal ist George fest entschlossen, seiner neuen LP CLOUD NINE das gleiche Schicksal zu ersparen…

ME/SOUNDS: £s ist fünf Jahre her, daß wir das letzte mal von dir gehört haben. Welchen Platz hat die Musik während dieser Zeit in deinem Leben eingenommen?

HARRISON: „Einen großen. Man hört nie richtig auf. Auch wenn ich keine Platten mache, schreibe ich Songs. Ich habe ganze Kisten voller Songs! Außerdem war ich bei einigen der Soundtracks beteiligt, die wir hier für die Filme machen (in Harrisons Film-Firma „Hand Made Films“). Und die neue LP hat mich den Großteil des letzten Jahres gekostet.

Mit anderen Worten: Ich sehe mich immer noch als Musiker. Die Filmfirma läuft gut. ich steck nur ab und zu meine Nase rein. Ich habe die Firma bestimmt nicht gegründet, um den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch zu hocken“.

ME/SOUNDS: Die LP CLOUD NINE klingt sehr nach den 60ern und ist voll von Anspielungen auf die Beatles. Ist dies das Revier, in dem du dich zu Hausefühlst?

HARRISON: „Das Album ist nicht nur eine Reverenz an die 60er. Sicher, es orientiert sich grundsätzlich an den späten 60ern und frühen 70ern. Damals hatten wir zwar schon Mehrspur-Aufnahmegeräte, aber immer noch ein echtes Schlagzeug und keinen Computer. Trotz aller technischen Finessen finde ich, daß der neuen Popmusik das menschliche Element fehlt. Die Maschinen kann jeder kauten und damit erstaunlich komplexe Rhythmusmuster bauen. Aber wer will schon zu all dem Geknatter und Gehämmer tanzen?“

ME/SOUNDS: Deine Alternative war also, eine altmodische Platte zu machen?

HARRISON: „Ich würde mir nicht vornehmen, eine altmodische Platte zu machen. Ich finde, daß der Sound auf CLOUD NINE in vieler Hinsicht ziemlich zeitgemäß ist. Ich wollte eine Platte für Leute machen, die – wie ich – immer noch auf Songs stehen, die einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende haben und in denen diese drei Teile auch noch in einem Zusammenhang stehen. Vielleicht bedeutet das, daß ich alt werde. Aber ich wollte eine Platte, auf der Gitarren, ein Baß. Schlagzeug. Klavier und Gesang vertreten sind.“

ME/SOUNDS: Wirst du sauer, wenn man dich den Ex-Beatle George nennt?

HARRISON: „Eigentlich war ich es, der auf das ,Ex‘ bestand. Die Zeitungen nannten mich noch 15 Jahre nach der Trennung den Beatle George; Ex-Beatle war da schon eine Verbesserung.

Nein, es stört mich nicht mehr. Es gab Jahre, da konnte ich das Wort Beatle nicht mehr hören. Aber dazwischen liegt soviel Zeit, daß es mich kalt läßt. Meine Erinnerung an die Beatles ist offensichtlich nicht so ausgeprägt wie die einiger Fans; das ist seltsam genug. Ich weiß zwar, daß es damals mir passiert ist. aber es ist fast so, als ob es einer früheren Inkarnation passiert wäre. So vage kommt mir vieles vor.“

ME/SOUNDS: Keine nostalgischen Erinnerungen?

HARRISON:“.Nein, auch wenn ich dieses Jahr mehr nachgedacht habe als in den meisten Jahren davor. Das britische Fernsehen zeigte einen Dokumentarfilm über die Beatles: das hat einige Erinnerungen wachgerufen. Außerdem kamen die ganzen Beatles-CDs raus, und ich fühlte mich verpflichtet, sie alle anzuhören …“

ME/SOUNDS: Kannst du dich noch an Hamburg erinnern?

HARRISON:“.Klar. Gutes Training. Nicht nur im Hinblick auf das Miteinander in einer Band, sondern vor allem dafür, in einer wirklich extremen Umgebung auf sich aufpassen zu müssen. Was für wilde Zeiten! Sind die Leute in Hamburg immer noch so verrückt? Damals kam es mir vor, als ob es dort nur Gangster oder Transvestiten gäbe.“

ME/SOUNDS: Glaubst du eigentlich, daß die Beatles die ganze Bewunderung und Hysterie damals verdient hatten?

HARRISON: „Die Beatles waren gut, keine Frage. Wie gut ist eine andere Frage. Die Medien haben uns solange aufgebauscht, bis plötzlich alles RIESIG war … Es lief wie der alte Sinatra-Trick: Ein Typ bezahlt sechs Mädels dafür, daß sie schreien: die restlichen 500. die mitschreien, braucht er nicht mehr zu zahlen. Ich sage nicht, daß die Beatles irgendjemanden fürs Kreischen eingekauft haben, aber dadurch, daß die Medien tagtäglich über diese Manie schrieben, wurde es ein Flächenbrand.

Wir haben gute Musik gemacht und einen positiven Beitrag für die Gesellschaft geliefert. Außerdem haben wir eine Menge Steuern gezahlt: Auch das ist ein Beitrag. Also haben wir eine gewisse Anerkennung wohl verdient. Aber die Dimension unserer Werteinschätzung … das war absolut übertrieben. Wer kann schon so gut sein?! Deshalb erinnere ich gerne an die Rutles (die Monty Python-Parodie auf die Beatles), als einen Weg, das Ganze wieder in Relationen zu setzen.“

ME/SOUNDS: Paul McCartney hat kürzlich in einem Interview gesagt, daß du, als SGT. PEPPER aufgenommen wurde, nicht sonderlich interessiert gewesen seist, an der Musik mitzuarbeiten und auch nur selten im Studio warst.

HARRISON: (irritiert) „Also, ich war ziemlich oft im Studio! Zu der Zeit passierten allerdings einige komische Sachen. Wie Popeye immer sagt:

,Es ist nicht leicht, ich zu sein‘. Ich hatte tatsächlich Probleme, meine Identität zu wahren – weil Paul und John auf so maßlosen Ego-Trips waren. Aber wenn du dir ,SGT. PEPPER‘ anhörst, kannst du deutlich meinen Einfluß bei den Arrangements erkennen. Bei einigen Songs allerdings durfte ich nicht mitwirken, weil Paul so eine diktatorische Einstellung hatte. Später war ich froh, nicht an ,Fixing A Hole‘ oder ,When I’m 64′ beteiligt gewesen zu sein. Die finde ich ehrlich gesagt ziemlich schwach. Ich glaube, daß durch solche Songs SGT. PEPPER ein ziemlich durchschnittliches Album wurde.

Andererseits ist ,Lucy In The Sky With Diamonds‘ nach wie vor toll. ,She’s Leaving Home‘ zeigt Paul in Höchstform. Und mein ,Within You, Without You‘ ist auch so gut wie eh und je. Ich war angenehm überrascht, als ich es neulich hörte. Trotzdem: Unterm Strich bin ich nicht der Meinung, daß SGT. PEPPER das ,beste Album aller Zeiten‘ ist. Ich finde nicht einmal, daß es die beste Beatles-Platte ist. RUBBER SOUL, REVOLVER und sogar ABBEY ROAD halte ich für weitaus gelungener.“

ME/SOUNDS: In der Cream-, späte Beatles-, Traffic-, Hendrix-Periode schien es einen Umschwung zu geben: Aus „Pop“ wurde „Rock“. Die Leute interessierten sich auf einmal viel mehr dafür, Musiker oder Handwerker und nicht Popstar zu sein.

HARRISON: „Das ist wahr. Für mich waren das bösere Zeiten. Es wurden keine Konzepte mehr ausgeheckt. Niemand saß herum und grübelte, wie man eine Idee präsentieren oder vermarkten könnte. In den späten 60ern war es geradezu eine Schande, Popstar zu sein.

Meine damaligen Freunde haben sich bis heute nicht verändert. Eric Clapton, Robbie Robertson, die wollen auch heute keine Popstars sein. Aber wir sind irgendwie komische Leute, ein starrköpfiges Gesindel. Wir haben alle schon so viel durchgemacht. Viele Leute, die wir gekannt haben, sind nicht so weit gekommen, sondern haben ins Gras gebissen.“

ME/SOUNDS: Der Titel der Clapton-Biographie (von Ray Coleman) heißt „Survivor“. Ich finde Jas einen unglücklichen Ausdruck – denn was muß ein Mann schon „überleben“ außer seiner eigenen Schwäche und Genußsucht?

HARRISON: „Ich bin vollkommen deiner Meinung. Die einzige Rechtfertigung für diesen Ausdruck ist die Tätsache, daß viele Leute diese Periode oder den Preis des Ruhmes tatsächlich nicht überlebt habeasMir sagen die Leute: ,Du bist einer der Überlebenden‘, und mir ist nie sonderlich wohl dabei. Das Wort .Überlebender‘ klingt ein bißchen wie ,Relikt‘. Irgendwie heißt es auch, daß man seinen Höhepunkt längst hinter sich hat. Ich empfinde das nicht so. Ich glaube, daß da auch mit 45 Jahren immer noch was kommt.“

ME/SOUNDS: Hast du das Clapton-Buch gelesen? Du spielst darin ja eine nicht unwesentliche Rolle.

HARRISON: „Naja, ein bißchen herumgeblättert. Mehr als diese besagten Stellen aber habe ich nicht gelesen.“

ME/SOUNDS: Einige der Geschichten stellen dich nicht unbedingt in ein gutes Licht.

HARRISON: „Angeblich ist es eine .autorisierte‘ Biographie. Als sie erschien, habe ich Eric gefragt: ,Du hast das nicht gelesen, oder?‘ Er sagte .Nein‘. Er sollte es gegenlesen, ist aber nie dazu gekommen.

Da standen wirklich ein paar böse Sachen drin – zum Beispiel die Geschichte, wo ich Eric eine Gitarre mit rostigen Seiten gebe, damit ich besser bin als er. Ich versuche dann angeblich, die ganz vertrackten Läufe zu spielen, aber Eric schlägt mich trotzdem, selbst mit dem miserablen Instrument. Die Geschichte stammt von John Hurt, dem Schauspieler, der damals stockbesoffen auf dem Boden lag. Er wußte überhaupt nicht, was los war. Wie auch immer – in der nächsten Ausgabe mußten sie die Geschichte aus dem Buch nehmen. Dem Buch fehlt einfach Erics Input. Schade, es hätte wirklich interessant sein können.“

ME/SOUNDS: Die Passage, wo Eric hinter deiner damaligen Freundin Patti her ist, liest sich wie ein Groschenroman. Du wirst zitiert: “ Was immer Du willst, Mann! Mir ist das egal. Du kannst sie haben und ich nehme Deine Freundin“.

HARRISON: (verlegen) „Das ist aber doch nun wirklich Schnee von gestern, oder? Die Geschichte ist völlig aufgebauscht. In Wahrheit war ich den beiden ein bißchen voraus. Für mich war die Beziehung zu Patti bereits abgeschlossen. Eric dagegen glaubte noch jahrelang – ich weiß nicht, ob du das wirklich in deiner Zeitung drucken willst -, daß sie mich immer noch liebt, und wartete deshalb darauf, daß ich sie mir zurückholen würde. Aber ich hab einfach eine andere geheiratet. Eric hat darüber ein Lied geschrieben: ,Golden Ring‘. Egal – Eric und ich sind immer noch gute Freunde und waren das auch immer. Viele Leute können das wohl nicht verstehen.“

ME/SOUNDS: Haben dich deine Erfahrungen mit der östlichen Philosophie und Religion vom westlichen Besitzdenken und dem Festklammern an Beziehungen befreit?

HARRISON: „Ja, doch. Vom Festklammern an Zigarretten allerdings nicht, wie du siehst, (lacht und inhaliert) Aber doch, das ist wahr. Es geht nicht um das, was man besitzt, sondern um das Festklammern daran: das ist das Problem. Ich erinnere mich daran, wie mal vor Jahren einer der Swamis vom Krishna Tempel ein Auto brauchte und ich ihm einen Mercedes schickte. Die englischen Zeitungen bekamen von der Geschichte Wind und schrieben sehr zynisch über diesen sogenannten heiligen Mann mit seiner Vorliebe für schnelle Autos. Dabei war es ihm scheißegal, was das für ein Auto war. Er hätte sich genauso über einen Traktor gefreut.

Ja … aus meiner Freundschaft mit Ravi Shankar habe ich wirklich viel gelernt. Bei mir ist einfach der Groschen gefallen: Wir sind alle in dieses Leben geboren worden, wir werden alle sterben, und der Grund fürs Sterben ist die Geburt. So einfach ist das.“

ME/SOUNDS: Wie konntest du die Vorstellung, daß alle Menschen gleich sind, damit vereinbaren, daß du sowohl reich als auch Geschäftsmann bist? Hattest du damit Probleme?

HARRISON: „Ja. Als ich das erste mal mit den Beatles in Indien war, gab uns der Promoter in Delhi all diese Nikon Kameras; wir fuhren in die umliegenden Dörfer und knipsten drauflos. Und plötzlich ging mir auf, daß diese Kamera in meinen Händen mehr Wert besaß, als das ganze Dorf in Jahren gesehen hatte.

Auf anderen Reisen in Indien habe ich die entsetzlichste Armut gesehen: Menschen, die auf der Straße lebten. Menschen mit schrecklichen Krankheiten, Menschen, denen ganze Körperteile fehlten. Meine Gedanken drehten sich im Kreis.

Mit Meditation und Yoga habe ich versucht herauszufinden, wie ich mit dem Leben fertig werden sollte. Wie man mit diesen extremen Gegensätzen leben kann. Und ich merkte, daß das etwas mit Karma zu tun hatte: Was man sät, das erntet man. Und das gilt nicht nur für ein Leben, sondern für viele. Was wir vorher gemacht haben, ist der Grund für das, was wir jetzt sind. Was du jetzt tust, bestimmt, was du in Zukunft sein wirst. Das Karma legt alles fest. Und so habe ich aufgehört, mich schuldig zu fühlen, nur weil ich keinen Buckel habe!‘ ME/SOUNDS: Warst du auch so gelassen und philosophisch, äs John Lennon erschossen wurde?

HARRISON: (lange Pause) „Wenn ich diese Erfahrung aus Indien nicht gehabt hätte, wäre es schrecklich gewesen. Es war so schon schlimm genug, wie ein Filmriß. Als ob jemand aus einem Film-Drehbuch eine Seite herausgerissen und stattdessen eine andere Seite reingeklebt hätte. Und du schaust dir den Film an und denkst: ,Hey, so sollte das doch gar nicht laufen! Das sollte doch gar nicht passieren!‘ Schrecklich, daß es passieren konnte.

Aber auch hier glaube ich, daß das Leben nicht nur ein abgeschlossener Zeitabschnitt ist. Johns Geist ist frei und seine Energie wandert umher. Ich glaube ganz fest daran. Er hat lediglich eine Zettlang diese dunkle Welt verlassen.“

ME/SOUNDS: Es war zu lesen, daß du seit dem Mord sehr zurückgezogen lebst…

HARRISON: „Ja. einige Zeitungen schreiben immer noch, daß ich Angst habe, in die Öffentlichkeit zu gehen. Aber das ist nur ihre Fantasie. Ich gehe raus. Jeden Tag. Ich lebe mein Leben und ich stelle mich allem, was auf mich zukommt. Ich habe nicht zugelassen, daß Johns Tod meine Lebensweise ändert.“

ME/SOUNDS: Du erweckst immer noch den Eindruck, eine ziemlich private Person zu sein. Lennons Söhne z. B. machen Schlagzeilen; von deinem Sohn Dhani hören wir nicht viel…

HARRISON: „Julian Lennon gab’s schon, als die Beatles auf ihrem Höhepunkt waren, also war er automatisch Bestandteil der Geschichten. Sean wächst im Rampenlicht auf. weil Yoko ihn da gewaltsam hineindrängt. Ich finde, man sollte die Kinder Kinder sein lassen. Ich versuche. Dhani eine normale Erziehung zu geben, auch wenn es nicht besonders normal ist. einen Ex-Beatle zum Vater zu haben, der in einem komischen Schloß wohnt. Aber für ihn ist das normal. Er ist ein guter Junge und er weiß, daß es Leute gibt, denen es nicht so gut geht.“ ME/SOUNDS: Das Konzert in Bangladesh, das du 1971 organisiert hast, war einer der ersten Versuche von Rockmusikern, Geld für notleidende Leute aufzutreiben. Aber die Leute, für die das Geld bestimmt war, haben es erst ein Jahrzehnt später gesehen … HARRISON: „Sie haben drei oder vier Millionen Dollar sofort gekriegt, und dann gab’s eine lange, lange Periode, in der alles schiefging. Aber ich habe auch daraus gelernt. Ich habe gelernt, daß es wirklich nicht leicht ist, Geld zu verschenken, wenn man es nicht richtig kanalisiert. Ich glaube, daß Bob Geldof enormes Glück hatte, nach 18 Monaten die Band Aid-Geschichte abgeschlossen zu haben. Meine Bemühungen haben mich neun Jahre meines Lebens gekostet.“

ME/SOUNDS: Es waren Steuerprüfungen, die alles aufgehallen haben, oder?

HARRISON: „Ja. Bei der Steuerbehörde in Washington gab es einen Typen, der davon überzeugt war, daß ich das alles für meinen eigenen Geldbeutel gemacht hätte. Wir haben über jeden Pfennig Buch geführt, aber er wollte mir nicht glauben. Der Typ ging mir ungeheuer auf den Sack. Also hat’s tatsächlich neun Jahre gedauert, bis wir das Geld weggeben konnten. Die Leute in Bangladesh haben letztendlich zwischen 35 und 40 Millionen Dollar gekriegt. Sicher, im Vergleich zu Geldofs Ding war das ein Klacks. Aber es sollte auch nicht eine reine Kapitalbeschaffung sein. In erster Linie wollten Ravi und ich den Leuten in dem Land ein bißchen Hoffnung geben. Weil Amerika damals ganze Schiffsladungen nach Pakistan schaffte, die dazu benutzt wurden, Bangladeshis zu töten. Ich wollte den Menschen zeigen, daß nicht die ganze Welt gegen sie war.

Ich habe seitdem unzählige Kellner (kichert) in indischen Restaurants getroffen, die mir gesagt haben: .Danke. Als wir im Dschungel gekämpft haben, hat es uns Mut gemacht zu wissen, daß jemand auf unserer Seite stand“. „

ME/SOUNDS: Letzte Frage: Wieviel ist deine Berühmtheit wert?

HARRISON: „Sie ist nicht immer nur negativ. Wenn ich jetzt eine Tournee machen wollte, hätte ich es leichter, gute Musiker aufzutreiben. Wenn ich kurzfristig einen Platz in einem Flugzeug oder Restaurant brauche, ist es auch ganz nützlich.

Aber es gibt auch negative Aspekte: Meine musikalischen Bemühungen werden immer mit dem verglichen werden, was die Beatles gemacht haben. Wenn ich eine Platte herausbringe, werden Kritiker automatisch sagen: ,Naja, nicht so gut wie damals.‘ Irgendwann werde ich einmal eine Platte unter einem Pseudonym veröffentlichen, als Joe Bloggs oder so. Ich glaube, daß man mir dann fairer zuhören würde.“