Haare! Haare!


Yogisches Fliegen, lange Barte und Schafs-Heben: Gurus lehren die Musiker, "wie Gott zu werden". Im Netz kann man die Meister alle besuchen.

Vier indische Gurus sind auf dem Cover von SGT. PEPPER’S LONELY HEARTS CLUB BAND abgebildet und alle waren auf der Vorschlagsliste von George Harrison. „Ich habe mich bei Krishna immer zuhause gefühlt.Das hat wohl was mit einem früheren Leben zu tun“, sagte Harrison in einem Interview, das Mukunda Goswami 1982 mit dem „stillen Beatle“ zum Thema geführt hat (www.krishna.org/Articles/2000 /o8/oooö6.html). So weit ging Harrisons Begeisterung, daß er im Sommer 1969 mit den „Devotees of the London Radha-Krishna Temple“ die Single „The Hare Krishna Mantra“ produzierte, die sich zum Hit entwickelte, vier mal live bei Top Of The Pops aufgeführt wurde und bis heute unter obiger Internet-Adresse heruntergeladen werden kann.

Die Begeisterung, mit der sich Celebrities auf die Suche nach „spirituellen Führern“ machen, ist ungebrochen. Zwar hat die Hare-Krishna-Schule an Popularität verloren, seit zahlreiche ehemalige Anhänger von sexuellen Vergehen an Minderjährigen berichteten, doch ist die Auswahl an dubiosen Sekten, zwielichtigen Gurus und semi-seriösen „Glaubensrichtungen“ noch immer üppig. Madonna, Ashton Kutcher, Demi Moore, Paris Hilton, Britney Spears, David und Victoria Beckham bekennen sich beispielsweise seit einiger Zeit zur höchst populären „Kabbalah“-Bewegung, deren Meister unter www.kabbalah.com u.a. das Drei-Schritte-Programm „Wie Gott werden“ bewerben. Alle Mitglieder verbindet nicht nur ein 26 Dollar teures rotes Armband, das „neidvolles Starren und böse Blicke abwehrt“, sondern vor allem der Glaube, daß die Inhake ihrer Esoterik-Meetings, bei denen z.B. mit lauten „Ai – Ai – Ai“-Rufen „positive Energie nach Tschernobyl geschickt“ wird, tief im jüdischen Glauben verwurzelt sind. Jüdische Lehrmeister wie der Rabbi Immanuel Schochet wenden sich in Verachtung ab und bezeichnen Kabbalah als „gefährlichen Kult“. Damit auch bald deutsche Stars wie Yvonne Catterfeld, Sarah Connor und Ben dem „Mumbo-Jumbo-Hocus-Pocus“ (Schochet) verfallen, wurde die deutsche Website http://kabbalah-web.de eingerichtet, die Besucher schon auf der Startseite mit einem hebräischen Lied in die Nähe der wonnevollen Körperlosigkeit führt, das hier noch genau so lange Kirchentags-Stimmung verbreiten wird, bis die Autoren von „We Are The World“ einen Prozeß wegen Verletzung des Copyrights anstrengen. Wer kein Freund von Modesekten ist, kann seine Seele selbstverständlich heute wie vor 30 Jahren an Sri Chinmoy verkaufen, der sich unter www.srichinmoy.org über Besuch freut. Noch im Jahr 2000 hat der Chef bei einem Neuseeland-Besuch kulturelles Einfühlungsvermögen bewiesen, als er im Laufseiner Promotion-Reise zur Demonstation seiner „übermenschlichen“ Kräfte 1000 Schafe – immer vier in einem Käfig auf einmal – stemmte. Als Warnung sei gesagt, daß selbst Santana, der zu Chinmoys Ehren 1972 mit John McLaughlin die nahezu unhörbare Platte love Devotion surrender eingespielt hatte, den Glauben an den strahlenden Guru verloren hat. „Alles, was mit Chinmoy zu tun hatte, hat sich in Essig verwandelt“, meinte der Gitarrist. Die beste Aufklärung zu diesem und anderen tollen Themen wie „Yogisches Fliegen“ (www.alltm.org/YFlying.html) findet sich auf der umfangreichen Seite des Kult-Forschers und -Beobachters Rick Ross (www.rickross.com).