Hildegard Knef


Wer hatte das gedacht? Die Grande Dame der deutschen Unterhaltüngskunst als Expertin in Sachen Rock! Obwohl ihr „Zensurenverteiler aus tiefster Seele zuwider“ sind, unterzog sich die zeitweilige Frontfrau von Extrabreit dem HörprobenHärtetest von ME/Sounds und

bewertete mit geschultem Ohr die Werke der lautstarken Konkurrenz.

Udo Lindenberg: „Panik Panther“

„Udo Lindenberg? Mag ich sehr. Und ich ziehe meinen Hut davor, daß er Front macht gegen die Faschisten. Diese Stellungnahme ist erforderlich, denn es brennt an allen Ecken und Enden. Ich hoffe, daß ich auch mal mit Lindenberg zusammenarbeiten kann.“

Genesis: „I Can’t Dance“

„Forget ltl Da versucht ein Weißer, schwarz zu singen. Aber das sollte der lieber lassen. Außerdem macht mich die ständige Wiederholung der Titelzeile ärgerlich. Einfach grauenhaft. Sind denn schon alle Alzheimer-geschädigt? In diesem Fall überkommt mich der heiße Wunsch nach Oropax.“

Element Of Crime: „Mehr als sie erlaubt“

„Hat Humor. Und das freut mich schon mal. Von der Musik allerdings bin ich wenig hingerissen. Bißchen viel .Stg. Pepper’gehört. Wie heißen die? Element Of Crime? Macht mich immer wütend, wenn sich deutsche Gruppen einen englischen Namen geben. Müssen wir uns denn inzwischen schon unserer Sprache schämen?“

James Brown: „Sex Machine“

„Das reißt mich im Blitztempo zurück nach New York. Die einzigen, die so was wirklich glaubhaft bringen können, sind die Schwarzen. Ein Weißer würde das nie und nimmer hinkriegen. Auch heute noch ideal, um in der Disco ein paar Pfunde loszuwerden.'“

Die Prinzen: „Küssen verboten“

„Hört sich an wie ein Lied für ein Mädchen-Pensionat. Allerdings merkt man. daß da geschulte Stimmen zugange sind. Aber der Text? Wenn ich keine getuschten Wimpern hätte, würde ich weinen. Nun ja, wenn’s denn ein Hit ist. bin ich wohl doof.“

The Doors:

„Riders On The Storni“

„Erinnert mich verdächtig an die Spaghetti-Western aus den 60er Jahren. Trommelt da vielleicht eine dieser Drum Machines aus Japan? Nicht? Okay, dann haben die Japaner sich eben an dieser Nummer orientiert.“

Westernhagen: „Krieg“

„Muß ein sehr lustiger Krieg gewesen sein. Dem Herrn Westernhagen merkt man deutlich an. daß er Krieg — das Entsetzlichste, was überhaupt passieren kann — noch nie erlebt hat. Aber das muß man ja auch nicht, wenn man darüber schreibt. Aber vielleicht könnte man sich ja mal informieren. Keine besonders geglückte Umsetzung des Themas.“

Lydie Auvray: „Accordeon“

..So alt wie Methusalem. Das hat meine alte Freundin Edith Piaf um Längen besser gemacht. Außerdem hasse ich das Akkordeon. Der reinste Töne-Quäler. Jedenfalls empfinde ich das als alter Jazzerin so. Wenn mein Blinddarm nicht schon längst raus war‘, dann kam‘ er beim Klang eines Akkordeons freiwillig dahermarschiert.“

Herbert Grönemeyer: „Luxus“

„Der verkauft vollkommen zu Recht so viele Platten. Sehr gut. Aber woher kann der bloß so gut Englisch? Was. Deutsch soll das sein? Klingt fast wie Joe Cokker. Schade, daß man kaum was versteht. Dabei habe ich den Eindruck, daß es sich hier um Texte handelt, die es durchaus wert wären, verstanden zu werden. Sollte sich einen anderen Tonmeister zulegen.“

Freddie Mercury: „The Great Pretender“

Jesus, was für eine Rohre! Daß der tot tst — was für ein Jammer. Hier fängt er zwar an wie der große Elvis, aber dann … dann ist er doch keine Kopie. Ganz im Gegenteil. Da fliegen einem ja vor Begeisterung die Schuhe weg. Dem würde man textlich alles abkaufen. Ganz einfach, weil der so aus dem Bauch heraus singt, weil alles von Grund auf überzeugend klingt. Nur die Heulbojen im Hintergrund gehen mir auf die Nerven. Die brauch! der nicht. Dafür ist der viel zu stark.“