Hinter den Kulissen: Musikdokumentationen


Er hat das Rock-Kino zwar nicht erfunden, aber es hat es sicher neu erfunden: D. A. Pennebaker, Jahrgang 1930. Der gelernte Mechaniker und begabte Freizeit-Maler begann Anfang der 50er, sich für die Möglichkeiten des Dokumentarfilms zu interessieren. Sein Anspruch war so einfach wie einleuchtend: Direkt, unaufdringlich, spontan wollte er arbeiten und „dabei die Wahrheit hinter der Momentaufnahme einfangen“. Nach ersten Kurzfilmen und einem Projekt mit Drogen-Papst Timothy Leory entdeckte Pennebaker dann die aufregende Musik seiner Zeit als Studierfeld. Er begleitete Bob Dylan 1965 auf dessen England-Tour und veröffentlichte das Resultat seiner Beobachtungen zwei Jahre später unter dem Titel „Don’t Look Back“.

Ein neues Kapitel im bis dato rein kommerziell motivierten Verhältnis von Musik und Film war geschrieben. Denn „Don’t Look Back“ war nicht nur Futter für die Fan-Legionen. Vielmehr gelang es Penneboker mit seinem Zusammenschnitt aus Live-Auftritten, Interviews und Off-Stage-Material, ein Bild des Künstlers und seiner Ära auf den Punkt zu bringen. Und die Zukunft zeigte, daß D. A. Pennebaker stets den richtigen Instinkt besaß, um Rock-Geschichte im Film einzufangen. Es folgten „Monterey Pop“ (1967), „Jimi Plays Monterey“ „Ziggy Stardust and the Spiders From Mars“ (1973), „Dance Black America“ (1985) oder „Depeche Mode 101“ (1989) — und der Einfluß seines Stils sollte gewaltig sein.

Julien Temples Punk-Collage „The Greot Rock’n’Roll Swindle“ war sehr sehenswert vom Prinzip Pennebaker bestimmt. Ebenso Rock-Doku-Juwelen wie „The Kids Are Alright“ (1979, m.: The Who), „The Grateful Dead Movie“ (1977), „Decline of the Western Civilization: The Western Years“ (1988, m.: WASP, Ozzy Osborne) oder Bruce Webers „Let’s Get Lost“ (m.: Chet Baker). Wie man freilich auch einen Total-Einblick liefern kann, ohne irgendetwas zu verraten, das demonstrierte zuletzt — who eise? — Madonna mit „In Bed With Madonna“.

Außerdem mehr oder minder informativ: „Jimi Hendrix“ (1987); „Dance Craze“ (1981; m.: Madness, The Specials); „Rattle & Hum“ (1988; m.: U2); „Elvis: That’s The Way It Is“ (1970); „Step Across The Border“ (m.: John Zorn, Fred Frith); One Plus One (1968, m.: The Rolling Stones, R: Jean-Luc Godard); Imogine (1972, m.: John Lennon, Yoko Ono); Renaldo & Clara (1978, m.: Bob Dylan, Joan Baez); ABBA — The Movie (1977); Bird On A Wire (1972, m.: Leonard Cohen); D.O.A. (1980, m.: Sex Pistols, Generation X); Janis (1974, m.: Janis Jolin); Journey Through The Past (1973, v.u.m.: Neil Young); Rüde Boy (1980, m.: The Clash);