Ina Deter – Hamburg, Stadtpark


Dieses Konzert läßt sich von zwei Seiten betrachten. Als Rock-Gig lebte es von einer überpräsenten Sängerin und einer homogenen Backing-Band Auch wenn man als „Ina Deter Band“ firmierte, war es eine Solovorstellung mit musikalischer Begleitung Der überwiegend gleiche Gestus der Stücke, die wenig Dynamik und instrumentelle Abwechslung erlaubten, lenkte nur wenig von den Texten ab. Das fehlende Licht (es war nachmittags) wurde durch andere Showelemente nicht ersetzt Einzig die pinkfarbene Gitarre von Ina Deter bot eine Abwechslung im Schwarz-Weiß der Bühne.

eichzeitige TV-Rockfestival von der Loreley Sie wollten die Heilige Johanna der Frauenhäuser hören und sich bestäugt fühlen.

Und da sind wir schon bei der zweiten Seite der Sache. Es säßen nur neue Frauen im Publikum, konterte Ina Deter einem Zwischenrufer und die sogen ihre Merksätze ein wie Meisterkoch Siebeck die creme fraiche.

Neue Männer brauche das Land, singt Ina Deter gleich un ersten Titel, damit auch jeder weiß, wo’s langgeht. Sie meint gewiß nicht die neuen Männer, die uns die Mehrheit der Wähler inzwischen in Bonn bescherte. Sie meint auch nicht die angeblichen, denen sie Körnerfresserei und Turnschuhe glaubt vorwerfen zu müssen.

Sie meint, ohne es zu sagen, eine neue Generation von Prinzen, die schon jetzt aufs Denkmal der neuen weiblichen Unsachlichkeit gestellt werden.

Sie habe sich vorgenommen, mehr Gefühle zu zeigen, verkündet Ina Deter in einem der Merksätze zwischen ihren Songs. Sie besingt Edith Piaf als Vor- und Über-Mutter und propagiert, man solle tun, wonach einem sei. Ein Psycho-Encounter sagt auch nichts anderes, nur dauert’s länger.

Der jubelnden Mehrheit, die allmählich in einen Pogo-Veitstanz verfällt, fallen Ungereimtheiten überhaupt nicht auf. Emanzipations-Erklärungen einerseits, aber kaum ein Solo für die gestandenen Musiker, Einzig mit ihrem bemerkenswerten, eingängigen Stück „40 Jahre danach“, einer Erinnerung an die falschen Versprechen nach Hiroshima, guckt Ina Deter an diesem Tag über die eigene Nasenspitze hinweg. Ansonsten war es die Vorstellung einer energiegeladenen Frau, die ihre Ideen propagiert. Was ihr gutes Recht ist.