Interview mit Humble Pie


Sein Deutschland-Debüt als neuer Gitarrist von HUMBLE PIE gab Dave „Clem“ Clempson kürzlich in Düsseldorf. Zwei Tage später hatten wir in Berlin Gelegenheit, Clem und Steve Marriott ein paar Fragen zu stellen.

WARUM HAT COLOSSEUM SICH AUFGELÖST?

Clem: weil wir uns unserer Sache nicht mehr sicher waren. Bereits seit über einem halben Jahr haben wir an uns und unserer Musik gezweifelt. Das ist keine Basis für ein gutes Zusammenspiel. Als uns bewusst wurde, dass uns jegliches Selbstvertrauen fehlte, sahen wir ein dass es keinen Sinn hatte, weiterzumachen.

NACH DIESER TRENNUNG GAB ES DOCH BESTIMMT GENÜGEND GRUPPEN, DIE SICH GEFREUT HÄTTEN, WENN DU BEI IHNEN MIT-GESPIELT HÄTTEST. WESHALB HAST DU DICH FÜR HUMBLE PIE ENTSCHIEDEN?

Clem: Sicher, ich bekam viele Angebote von anderen Gruppen. Unter anderem auch von Traffic und Jeff Beck. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Gruppe gibt, mit der ich lieber spielen würde, als mit Humble Pie. Ich bin ein ausgeprochener Rock-Gitarrist und war als solcher bei Colosseum vielleicht sogar etwas fehl am Platz. Auf alle Fälle bin ich davon überzeugt, dass ich mit Humble Pie viel kreativer arbeiten kann Wir haben jetzt schon ein paar Mal zusammen gespielt und diese Auftritte haben mich in meiner Ansicht eigentlich nur noch bestärkt.

WARUM HAT PETER FRAMPTON HUMBLE PIE VERLASSEN?

Steve: Weil er lieber eine Solo-Karriere einschlagen wollte Diese Idee steckte schon lange in ihm und das hat sich für unsere Gruppe logischerweise nicht sehr positiv ausgewirkt. Wir können keine Solo Stars gebrauchen. Deshalb bin ich doch froh, dass sich Clem dazu entschlossen hat bei uns mitzumachen. Ich glaube, dass wir durch ihn noch mehr zu einer ganzen Einheit werden, in der sich vier Musiker gegenseitig ergänzen und nicht gegeneinander spielen.

GLAUBST DU NICHT, DASS CLEM EINE VERÄNDERUNG IN EUREN SOUND BRINGEN WIRD?

Nein, der Meinung bin ich eigentlich nicht. Clem hat ia schon gesagt, dass er ein Rock-Gitarrist ist und wir spielen ja nichts anderes, als puren Rock. Er hat nicht die Absicht, seine Colosseum-Einflüsse in unsere Gruppe zu bringen. Ich glaube, dass Clem’s Hinzukommen für uns insoweit positiv ist. als er ganz sicher viele neue Ideen und Inspirationen mitbringt So eine kleine Veränderung innerhalb einer Gruppe ist deshalb aus kreativen Gründen ganz nützlich.

IHR HABT EUCH WÄHREND HER LETZTEN JAHRE FAST AUSSCHLIESSLICH DARAUF KONZENTRIERT, IN AMERIKA ZU SPIELEN. WARUM GEHT IHR AMERIKA GEGENÜBER ENGLAND UND DEM EUROPAISCHEN KONTINENT DEN VORZUG?

Weil Amerika für uns immer noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist. Das Publikum dort reagiert viel enthusiastischer und das Spielen macht uns aus diesem Grunde auch viel mehr Spass. In den Staaten hat man uns von Anfang an akzeptiert, unsere Musik fand dort von jeher grossen Anklang. Es mag etwas merkwürdig erscheinen, dass wir als Engländer so wenig in England spielen Aber ehrlich gesagt hat man uns in unserer Heimat immer nur Schwierigkeiten gemacht. Als wir unsere Gruppe damals gründeten, bezeichnete man uns als „Supergroup“. weil Peter, Greg und ich aus Gruppen kamen, die in England einen sehr klangvollen Namen hatten. Aber schon nachdem unsere erste Single ein Hit geworden war. stempelte man uns zur Teenybopper-Gruppe ab. Das war eine Herabwertung, die völlig ungerechtfertigt war. aber das ist in England nun einmal so: Eine Gruppe wird entweder in den Himmel gelobt, oder in die Hölle geschickt. Im Augenblick stehen wir wieder in der Gunst der britischen Presse Man sagt sich: Die haben es in Amerika geschafft, also können sie doch nicht so schlecht sein. Aber ich habe im Laufe der Jahre so viel mitgemacht, dass ich an diese Subjektivität der englischen Presse mittlerweile gewöhnt bin. Übrigens werden wir im Februar unsere erste England-Tournee seit zwei Jahren veranstalten. Wir werden 23 Konzerte geben.

WAS HÄLTST DU VON DEINER FHEMALIGEN GRUPPE, DEN FACES? Was soll ich darauf antworten? Ian McLagan ist ein fantastischer Organist. Kenny Jones ist ein hervorragender Drummer. Ronnie Lane ist ein sehr guter Bassist und Ron Wood ein grossartiger Gitarrist Rod Stewart hat eine sagenhafte Stimme. Ein gute Gruppe also und ich wünsche ihnen, dass sie so erfolgreich bleiben, wie sie es im Moment sind. Nur schade, dass Rod Stewart so sehr im Vordergrund steht, die Gruppe sollte viel mehr als eine geschlossene Einheit anerkannt werden.