Jeff Beck


Autounfall mit Folgen

Wenn man eine Rock-Enzyklopädie durchblättert, wird man mit Sicherheit auf einen Namen stossen, der schon Rock- und Blues-Geschichte gemacht hat. Bei dem Namen handelt es sich um JEFF BECK. Er war neben ERIC CLAPTON und JIMM YPAGE der dritte, grosse Gitarrist aus den Reihen der YARDBIRDS. Nach einer unfreiwilligen Zwangspause von über zwei Jahren, er hatte einen Autounfall mit einer schweren Schädelfraktur und so . . ., befand er sich vor kurzem mit seiner neuen Gruppe auf Deutschlandtournee. Die sieben Konzerttermine wurden für die Gruppe ein grosser Erfolg, und für JEFF die Bestätigung, dass seine Musik ankommt.

Neuer Start und neue Gesinnung

Dabei geht es ihm heute weniger denn je darum, sich in den Vordergrund zu spielen, denn musikalisch ist es nicht der alte JEFF, der von vor 5 Jahren. Er hat völlig neue Leute um sich versammelt, die sich weniger an den mit Glorienschein umgebenen Namen JEFF BECK klammern, sondern die einfach mit einem unbestreitbar gutem Gitarristen Musik machen wollen. JEFF möchte auch jene Fehler vermeiden, die ihm damals mit ROD STEWART, RONNIE LANE und MICK WALLER unterlaufen sind. Er weiss heute, dass er sich damals ziemlich egozentrisch gegenüber den anderen Bandmitgliedern verhalten hat. Obwohl er heute nicht mehr als der Leader dastehen möchte, nennt er auch seine neue Gruppe wiederum JEFF BECK GROUP. Warum? „Na, die Leute kennen mich und obwohl ich fast zwei Jahre von der Bildfläche verschwunden war, haben mich die Leute nicht vergessen. Mit einem neuen Namen hätte ich sicherlich viele meiner alten Freunde und Fans vor den Kopf gestossen“. Er weiss, dass seine jetzige Musik nicht mehr identisch ist mit „Truth“ oder „Beck Ola“, und er möchte auch diese Zeit abgeschlossen wissen. „Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden bin, konnte ich keine Musik mehr hören. Jeder Ton bereitete mir Schmerzen. Aber wenn ich ehrlich bin, hat es mich auch wahnsinnig gereizt, nach zwei Jahren wieder mal auf die Bühne zu gehen oder eine LP zu produzieren, nur um festzustellen, was passiert“. Das Interesse, das ihm nach seiner Pause entgegengebracht wurde, hat ihn dann doch umgehauen.

Den Blues verloren?

So in Bielefeld, wo die 2.500 Besucher der Rudolf-Oetker-Halle einen JEFFBECK so feierten, dass man meinen konnte, die Zeit wäre stehengeblieben. Doch sie ist es nicht. Seine Musik hat „soul“, eben so viel, wie man für eine gute Stimmung braucht, und sie ist „heavy“ im wahrsten Sinne des Wortes. Jedoch, wie ich feststellen konnte, hat er den Blues verloren. Er klingt nur noch stellenweise durch, aber denn auch nicht mehr so gewaltig, wie man es gerne von ihm hören möchte. Leider war die Anlage, die man in Bielefeld installiert hatte, etwas zu gross geraten für die Halle. Übersteuerungen waren dabei der Normalfall und man bekam manchmal nicht mehr differenzierte Instrumente geboten, sondern einen Klangmatsch.

Die Erste LP… nicht so gut

Als ich nachher mit JEFF sprach, habe ich dieses Thema angeschnitten. Auch er war nicht mit der Soundqualität zufrieden. Aber die Anlage wurde schon für die bevorstehende Amerika-Tournee der Gruppe angeschafft. Und die Säle in den Staaten sind um ein wesentliches grösser. Als die Rede auf die erste LP „Rough & Ready“ kam, wurde er ziemlich wortkarg. Er ist mit der Arbeit nicht einverstanden. Seiner Meinung nach ist die LP zusammengeschustert worden. Denn die Gruppe kannte sich erst acht Monate. Trotzdem bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, Titel dieser LP während des Konzertes zum besten zu geben. Die zweite LP ist schon fix und fertig gemischt und wartet nur noch auf’s Pressen. Wenn dieser Artikel erscheint, wird sie sicherlich schon in Deutschland zu haben sein. Voraussichtlicher Titel „The Jeff Beck Group“.