Ländliche Idylle trotz Sturmtief: Das Appletree Garden Festival 2015 im Rückblick


Hippieske Stimmung irgendwo im Nirgendwo: Seit 15 Jahren bespielen Bands vor knapp 5000 Besuchern eine kleine Waldlichtung im niedersächsischen Diepholz. Das beschauliche Festival kam bis zuletzt sogar ohne Müllpfand und Duschen aus. In diesem Jahr ist das ein wenig anders - die Atmosphäre bleibt aber ganz die alte.

Appletree Garden Festival 2015, Tag 3

Die Sonnenstrahlen geben schon am frühen Morgen alles: Sie wärmen die Wurfzelte, Pavillons und VW-Bullis auf den Campingplätzen auf. Und sind die vorerst letzten. Der Himmel zieht sich endgültig zu. Der Wetterdienst warnt vor einem Unwetter, das Niedersachsen heimsuchen soll. Beim morgendlichen Rundgang wird ein Aushang an die Türen der Toilettenhäuschen geklebt: Campingutensilien sollen doch bitte erneut auf ihre Festigkeit geprüft und notfalls abgebaut werden, um dem angekündigten Sturmtief Zeljko keine Angriffsfläche zu bieten. Hinter den Kulissen des Festivals verhandeln Veranstalter und Katastrophenschutz aus Sicherheitsgründen bereits über einen frühzeitigen Abbruch. Die Besucher bekommen davon nichts mit und verkriechen sich am Nachmittag in ihre Unterkünfte, die das Unwetter unentwegt strapaziert. Auffällige Lücken auf dem Acker des Campingplatzes lassen erahnen, dass vielen Besucher schon abgereist sind. Übrig bleibt der unkaputtbare Rest vom Festivalfest.

Intergalactic Lovers sagen ihren Auftritt ab und so beginnt das Samstagsprogramm mit einer kleinen Planänderung eine knappe Stunde später. Und die Anhänger des Appletree Garden Festivals stellen in diesem Jahr einmal mehr ihre unglaubliche Ausdauer unter Beweis: Zu Sizarr und Friska Viljor tanzen erstaunlich viele Regenresistente im Schlamm. Ganz gleich ob mit Gummistiefeln oder barfuß. Währenddessen verteilt ein Zigarettenstand bereitwillig Regencapes.

Benjamin Clementine stimmt im Anschluss ruhigere Töne an und beglückt auch die im Zelt gebliebenen Gäste. Die ganz besondere Stimme des Briten bahnt sich ihren Weg aus dem kleinen Wald hinaus bis zum Campingplatz. Weiter geht es mit Darwin Deez auf der Mainstage, dessen Tanzperformances zwischen einzelnen Songs, teils mit Samples von Michael Jackson unterlegt, erregender als die ganze Setlist sind.

Der Secret Act, der bis zur letzten Sekunde geheim gehalten wird, ist an der Reihe und entpuppt sich als Frittenbude. Das Publikum ist entzückt, vielleicht aber auch, weil der Regen nachlässt. Für viele hat sich das Ausharren im Unwetter ohnehin spätestens beim Auftritt von Tocotronic gelohnt. Der harte, nimmersatte Kern tanzt am Ende dank DJs noch bis in die späte Nacht.

Trotz Unwetterwarnung, Katastrophenschutzeinsatz und viel Schlamm: Das Appletree Garden Festival ist und bleibt auch 2015 eine der wohl schönsten Veranstaltungen unseres Landes.