Matt Bianco: Jubel, Trubel, Party. Immerhin neun Alben lang.


Et war nicht alles Fassade in den 80ern. Aber im Fall von Matt Bianco kann man mit Fug und Recht behaupten; das meiste schon. Wenn Mark Reilly, Danny White und Basia Trzetrzelewska aus Reklamegründen für ihre Musik unterwegs waren und sich knipsen ließen, blieb eins nie ein Geheimnis: wer den Herren die schnieken Tapeten verpasst und Basia das Haupthaar auf halb acht toupiert hatte – zu jedem Matt-Bianco-Foto wurden diejenigen genannt, die Garderobe, Haar und Make-up stylen durften. Gegründet wurde Matt Bianco 1982 von Mark Reilly und Danny White – die beide vorher in der Latin-Pop-Band Blue Rondo A La Turk zu Gange waren – und dem brasilianischen Bassisten Kito Poncioni. Dieser verließ die Formation jedoch schon vor dem Debütalbum; das Line-up komplettierte die polnische Jazz-Sängerin Basia Trzetrzelewska. Das Ergebnis der Zusammenarbeit: eine nur einmalig erfolgreiche Mixtur aus Swing, Soul, Latin, Pop und lazz . „Whose Side Are You On“ wurde in Deutschland platiniert, die Single „Half A Minute“ schaffte es in Großbritannien bis in die Top Twenty.

Dann aber hatte es sich rasch mit der Herrlichkeit: Reilly trennte sich von seinen Begleitern und ist heute mit seinem neuen Partner Mark Fisher ebenso rechtschaffen erfolglos wie Basia Trzetrzelewska und Danny White, die sich in diversen Formationen versuchten. Was möglicherweise immer noch daran liegt, dass Malt Bianco selbst für eine so gelackte Dekade wie die 80er verdammt wenig Substanz hatten. Ihr schmissiges „Get Out Of Your Lazy Bed“ war letztlich eine mit einer Tüte Pseudo-Hedonismus aufgepeppte Spaß-Variante für eine Nacht: Jubel, Trubel, Partyzeit. Sade Adu und Carmel McCourt, zwei musikalische Weggefährtinnen der 80er, sangen betörend, erotisierend – und kamen rüber wie geschmeidig gerührte Martinis, Matt Bianco indes waren wie lauwarm prickelnder Schaumwein. Rotkäppchen-Sekt statt Moet et Chandon. Den selbstbewussten Mark Reilly allerdings ficht das nicht die Bohne an. Im Gegenteil: Er bezeichnet Matt Bianco, die es auf neun Alben gebracht haben, auf der offiziellen Homepage weiterhin als „immens erfolgreich“. „Gran Via“, ein Matt Bianco-Album aus von 1995, rangiert bei amazon.de unangefochten auf Verkaufsrang 30564, „Whose Side Are You On“ schafft es noch bis auf Platz 4848. Es muss recht anstrengend sein, sich in die notorisch leeren Taschen zu lügen.

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