Pell Mell: „Auf showmachen stehn wir nicht…“


Wenn Pell Mell so alle sechs Monate in ihrer Heimatstadt Marburg auftreten, zieht es etwa 900 bis 1000 Fans in den Konzertsaal. Aber wenn es auch irgendwo weit weg von Marburg nur 100 oder 150 Leute sind, die den konzertanten Klängen dieser deutschen Rock-Gruppe lauschen - der Beifall und die Zugaben beweisen, dass Pell Mell einen in die Zukunft weisenden Ton zwischen Rock und Klassik getroffen hat.

Nachdem die Band, die inzwischen seit zwei Jahren besteht, ihre erste LP bei Bellaphon herausgebracht hatte, wurde sie für’s zweite Album (Titel: „From The New World‘) von der Phonogram in Hamburg unter Vertrag genommen. Neulich fand sich Pell Mell zu einem nicht gerade gut besuchten Konzert im Stadttheater zu Münster ein, das die Lokal-Presse mit sehr lobenden Kritiken bedachte. Man Hess es sich sogar nicht nehmen, Pell Mell in einem Atemzug mit der nicht gerade ansptuchslosen Theater-Rock-Gruppe Genesis zu erwähnen. Doch auf theatralische Effekte haben es die Marburger absolut nicht angelegt. Meint PM-Violonist Thomas Schmitt: „Auf Showmachen stehn wir überhaupt nicht. Es lenkt einfach zu sehr ab und macht die gute Musik kaputt.“ Diesen Spruch kann sich eben ein Musiker leisten, der sein Handwerk versteht. Ihm und den anderen Pell Mell-Jungs traut man es zu, dass sie ohne Glanz und Glitter zu ihrem Publikum finden.

YES ODER JOHANN SEBASTIAN?

Vollblut-Musiker sind eben doch noch gefragt. Thomas: „Wir haben noch nie Pech gehabt mit dem Publikum. Selbst ganz junge Leute können, wie sich gezeigt hat, unsere Musik ohne Schwierigkeiten verstehen. Jeder hat eben schon mal ‚Die Moldau‘ oder irgendwelche Symphonien gehört. Diese Sachen sind doch den Leuten gar nicht so fremd, dass wir sie erst durch irgendwelche optischen Gags vermitteln müssten.

Es imponiert auch Rock-Fans, wenn man die Klassik beherrscht.“ Nun, Pell Mell ist schliesslich ja auch alles andere als ein Kammer-Orchester. Mit Thomas, der Violine, Gitarre und Flöte spielt und ausserdem noch singt, Rudolf Schön (Gitarre, Flöte, Lead-Gesang), Otto Pusch (Orgel, E-Piano), Jörg Götzfried (Bass, Gesang) und dem holländischen Drummer Mitch Kniesmeijer haben sie eine ganz typische Rock-Besetzung. Was die Band ausserdem von puren Klassikern unterscheidet, ist die gesangliche Leistung ihrer drei Saiten-Instrumentalisten. Da glaubt man streckenweise eher an ein musikalische Verwandtschaft mit Yes als mit Johann Sebastian, dem lange Verblichenen. Thomas: „Yes ist übrigens auch eines unserer musikalischen Vorbilder. ‚ Ansonsten sollen aber auch weiterhin die klassischen Einflüsse die Wichtigsten bleiben, und ’normalen‘ aber dennoch fetzenden Rock erlaubt man sich höchstens noch als Zugabe. Dann legt auch Thomas seine Geige zur Seite und greift zur Gitarre. Anbiederung oder der sprichwörtliche Wink mit dem Zaunpfahl? Thomas: „Wir wollen einfach zeigen, dass wir auch gewöhnlichen Rock spielen können, und dass es vielleicht doch ’nen gewissen Sinn hat, wenn wir es nicht machen. Wir kommen halt von der Klassik.“