Pop-Yuppies


Jeans und T-Shirt waren für sie schon immer eine Todsünde. Auch der Produzent ist nicht so wichtig. Entscheidend für die britischen Yupple-Rocker Ist nur der richtige Schneider. Sie haben ihn gefunden.

Genauer gesagt „sie“: Olivia Gatfield ist eine der wenigen Frauen, die Dr. Robert, Sänger des smarten Quartetts, ganz nah an sich ranläßt. In ihrem Atelier im feinen Londoner Vorort Barnes schwingt sie Schere und Maßband nicht nur für die Blow-Monkeys — zu ihren Kunden, die Olivias Designs als lebende Kleiderständer auch auf der Bühne tragen, gehören Kate Bush, Jon Moss (Culture Club), Cliff Richard und Paul Weller.

Vor allem der Style Council-Vortänzer ist ein wichtiger Werbe-Träger für die Schneiderin: „Er ist das perfekte Model in dieser Zeit, in der immer mehr Leute Wert auf ihr Aussehen legen“.

schwärmt Olivia, die gerade vor Dr. Robert kniet und dessen Unterschenkel-Länge mißt. Für ihn als Links-Denker ist es kein Widerspruch, fein gekleidet durch die Pop-Welt zu schreiten: „Sozialist zusein, heißt ja nicht, unbedingt wie ein Sozialhilfe-Empfänger auszusehen. Ich sehe überhaupt nicht ein, Maggie Thatchers Anhänger die besten Klamotten zu überlassen.“

Dr. Robert hat keinen leichten Job, versucht er doch seine Kleidungs-Politik möglichst locker rüberzubnngen, zumal er bei Olivias Anprobe ohnehin schon sichtliche Schwierigkeiten hat, mit cooler Miene in die Kamera zu blicken. Aber er braucht nun mal dringend einen wärmeren Anzug für die Wintermonate.

Olivia wird die Entwürfe zu einer kleinen Schneiderei in Northumberland schicken, in der die Anzüge genäht werden. Vergleichen mit den sonst üblichen Preisen für Maßanzüge sind die 700 Mark Designer-Honorar für die modebewußten Pop-Stars geradezu preiswert.

Dr. Robert kommt meist mit sehr detaillierten Vorstellungen in das Atelier: „Das ist toll, den Schneidern kannst du alles ganz genau vorschreiben. Viel besser, als ein Album zu machen, wo immer alle Leute mitreden wollen.“

Jeans und T-Shirt sind für den Blow Monkey undenkbar, „viel zu unbequem. Nur im Anzug fühle ich mich wie ein echter Mann.“ Auch seine Combo, die „wie eine Band und nicht wie ein Haufen Stahlarbeiter aussehen soll“, wirkt eher wie eine Model-Gruppe in gehobenen Männermagazinen.

„Die Jungs tragen gerne gute Klamotten, nur manchmal mosern sie wegen der Farben, die ich aussuche. Die sind zuweilen doch etwas schreiend. „

Die Blow-Monkey-Fashion-Show ist nicht nur auf dem Cover des Albums WHOOPS, THERE GOES YOUR NEIGHBOUR-HOOD und dem „This Is Your Life“-Video zu bewundern — die vier Yuppies werden auch bei ihrer Tour im Frühjahr mit feinstem Stoff auf die Bühne gehen.