Public Enemy – Rap im Cyberspace


Wohl wie nie fühlt sich der Kopf von Public Enemy: MP3-Vorkämpfer Chuck D über Sounds and Sites

Wie läuft das Geschäft, nachdem Du Dich von Deiner Plattenfirma Def Jam getrennt hast?

Fantastisch, der Höhepunkt meiner Karierre.

Betrifft das Dein Gemüt oder das Geschäft?

Beides. Es ist neun Monate her. Und ich habe ein klasse Baby, es heißt „There’s A Poison Goin On…“ (Das aktuelle Album; Anm. d. Red.).

MP3 ist zwar bekannt, aber noch lange nicht so etabliert wie die CD. War Eure Entscheidung, das Album zuerst als MP3-File zu vertreiben, ein Experiment?

Es ist nicht aufzuhalten. Nicht nur MP3, das Runterladen von Musik allgemein wird der dritte Weg sein, um Musik vom Künstler zur Öffentlichkeit zu transportieren. Bisher konntest du Musik nur über ein Major- oder Independentlabel vom Künstler zum Verbraucher bringen. Musik im Internet unterwandert das alles. Wir werden weder die Majors noch die Independents zerstören, es wird lediglich eine dritte Möglichkeit werden, die alle Beteiligten zwingt, gerecht zu teilen. Und das ist etwas, was wir schon im Kindergarten gelernt haben.

Aber kannst Du die Taktik weiterempfehlen, ein ganzes Album Im Internet zu vertreiben?

Wir wollten nur den Weg zeigen. Es ist, als würden wir eine Straße bauen. Wir hatten eine Vision, wir müssen den anderen nur sagen, daß das eine Straße ist – der Verkehr kommt dann von alleine. Von Ost nach West, Norden nach Süden. Es ist ein Superhighway.

Im Augenblick noch ohne Wegweiser: Es gibt MP3, MP4, a2b-music – wie soll man bei all den verschiedenen Formaten wissen, wo es hingeht?

Es wird viele Wege geben, Musik runterzuladen. Der Punkt ist: Du lädst Musik auf deine Festplatte und brennst dir eine CD. Und dann sagen die Leute ‚Ach, das ist vielleicht in Amerika groß, in Deutschland macht das noch niemand‘. Ich sage: Alles was groß ist in den USA, das wird irgendwann groß auf der ganzen Welt. Ich lasse dem Ganzen drei bis fünf Jahre, bis es einschlägt.

Public Enemy sind bekannt genug, um online zu veröffentlichen. Ein junger Künstler aber kann doch nichts mit MP3 anfangen.

Warum nicht? Ich prophezeie 500.000 neue Label und eine Million Künstler in drei Jahren.

Die großen Konzerne versuchen, Kontrolle über den Musikvertrieb im Internet zu bekommen. Die Plattenfirmen entwickeln kopiergeschützte Formate, Stichwort SDMI.

Nein. Die können das Internet nicht kontrollieren, weil es hier um Technologie geht, die zuerst in der Öffentlichkeit war. Früher hat die Öffentlichkeit gewartet, bis die Firmen die Technologie entwickelt haben. Das ist gestorben. SDMI wird nur ein Download-Format unter vielen sein. Es wird immer MP3-Piraten geben! SDMI? Zu spät, meine Herren, (lacht)

„The millennium for many is the wall“, steht auf dem Cover der aktuellen Veröffentlichung. Kannst Du das erklären?

Die Mauer ist das Jahr 2000. Es wird die größte Klassentrennung erleben, die es je gegeben hat. Zwischen Menschen, die Computer kontrollieren, und denen, die von Computern kontrolliert werden.

… und wer sich rechtzeitig auf die sichere Seite retten will, findet unterfolgenden Adressen die optimale Auswahl: mp3.com bietet über 56.000 Songs unbekannter Bands. Legale Bootlegs von Grateful Dead bis Dave Matthews kann man sich bei livemp3s.com runterladen.

goodnoise.com ist eine Art Internet-Plattenfirma, die Kataloge zahlreicher Indie-Labels verwaltet. mp3place.net (ohne „www“) und eatsleepmusic.com schließlich sind ultimative Marktplätze für Links, Software, Archive, Chats und Musik.