10cc – Live And Let Live

„Deceptive Band , vor gut einem halben Jahr veröffentlicht, war die erste LP der neuen lOcc-Besetzung um Graham Gouldman und Eric Stewart. Gleichwohl wehte noch der Geist der ausgetretenen lOcc-Mitglieder Kevin Godley und Lol Creme durch die Rillen, stand diese Platte noch stark in der Tradition von LP’s wie „How Dare You“ oder „Original Soundtrack“, auf denen die Band ungezählte Popklischees virtuos verwoben und die Künstlichkeit zur Kunst erhoben hatte. „Live And Let Live“ ist daher mehr als nur eine Live-LP, mit der schon bekannte Songs in bewährter Weise erneut auf den – in der Vorweihnachtszeit sehr umsatzträchtigen – Markt geworfen werden: Das Doppelalbum dokumentiert erstmals die stilistische Wandlung, die sich bei lOcc nach dem großen Bruch Ende 1976 vollzogen hat.

Die Gruppe rockt jetzt mit mehr Dampf und Hitze, spielt saftig und quicklebendig; sie inszeniert ihre bekannten Songs nicht mehr wie klassische Hollywood-Filme, sondern hat zum erdverbundenen, ungekünstelten Rock gefunden. Titel wie „Art For Art’s Sake“, „Wall Street Shuffle“ oder „Things We Do For Love“ passen durchaus in dieses neue Gewand; sie waren früher Meisterwerke – was ganz allgemein für die LP’s „Sheet Music“, „Original Soundtrack“ und „How Dare You“ gilt -, und sie sind es in ihren abgewandelten Fassungen immer noch. Der Querschnitt durch das gesamte bisherige lOcc-Repertoire, den „Live And Let Live“ anbietet, langweilt daher auch nicht wie so viele andere Live-Platten bekannter Rockinterpreten. Die LP bringt vielmehr Leben in die Stereo-Anlage, unterhält und bietet eben eine optimale Mischung aus vertrauten Klängen und neuen Reizen. Aufgenommen wurde sie übrigens im Juni und Juli dieses Jahres in London und Manchester; Ric Fenn (Gitarre,Baß), Tony O’Malley (Keyboards, Gesang), Stuart Tosh (Perkussion) und Paul Burgess ( Perkussion, Piano, Vibraphon) spielten neben Gouldman (Gesang, Gitarre, Baß) und Eric Stewart (Gesang, Gitarre, Piano) bei lOcc mit.