Afghan Whigs

Zunächst ein Blick zurück auf das 92er Album der Afghan Whigs: Ganz am Ende von CONGREGATION hatte die Band aus Cincinnati/Ohio einen Track versteckt, der mysteriöserweise nicht im Titelverzeichnis vermerkt war Keine „gewöhnliche“ Nummer, denn diesr^ Stück unterschied sich erheblich von den elf vorangegangenen. „Milez Is Dead“, ein hartmelodisches Juwel, brillierte mit bohrenden Gitarren und wütendem Gesang. Und genau in diesem Stil machen die Afghan Whigs jetzt weiter.

Warum ein international operierender Schallplattenkonzern an ihrem Sound Interesse zeigte, ist klar: Immer noch suchen die Talentscouts dieser Welt nach den neuen Nirvana. Was jedoch nicht bedeutet, daß die Afghan Whigs willens wären, diese ohnehin nicht sonderlich dankbare Rolle zu übernehmen. Da blicken sie schon lieber nach vorn und gehen fernab sämtlicher Sackgassen des Grunge ihren eigenen Weg. Und das mit wachsendem Erfolg, wie GENTLEMEN eindrucksvoll belegt.

Bislang dominierende Gitarrenwälle der harschen Art sind auf ein weitaus sinnvolleres Maß zurückgeschraubt. Ihre eigenwillige Intensität freilich haben die Songs dabei nicht eingebüßt. Den Anfang bilden entspannte Akkorde, zu denen Sänger Greg Dulli müde vor sich hin murmelt. Momente später aber ist der Whigs-Vokalist kaum wiederzuerkennen. Dann nämlich, wenn er restlos aufgepeitscht alles, was ihn umgibt, in Grund und Boden schreit. Was Lautstärke und Grundstimmung der Songs betrifft, erzeugen derlei Wechsel eine nervöse Spannung von immensem Reiz. Auch deswegen lohnt das Hinhören.