Alphaville – Forever young

Man kann in Münster beruhigt in die Zukunft blicken. Die mit Postern verhängten Wände der Teenagerzimmer werden die ihren sein – Alphaville sind mit dem Debüt FOREVER YOUNG auf dem besten Weg, endgültig das zu werden, wovon sie vor genau einem Jahr intensivst träumten: Pop-Stars!

Marian Gold, Bernhard Lloyd und Frank Mertens können glücklicherweise nicht nur durch guten Zwirn und Wet-Gel im 90 Mark-Haircut glänzen, sondern auch durch ein paar anständige Songschreiber-Qualitäten, die eigentlich von keinem noch so penetranten Miesmacher in Abrede gestellt werden können. Natürlich haben die Jungs in der Depeche Mode/David Bowie-Schulstunde mehr als gut aufgepaßt; und so klauen sie ihre Licks und Riffs und Melodiebögen wie die diebische Elster (die holt sich aber auch nur das Edelste!).

Da ertönt gleich im Opener „A Victory Of Love“ ein verdächtig an „Indian Reservation“ erinnernder Groove, und der gute Marian klingt in der tiefen Lage manchmal wie der Bowie David in seinen jungen „Diamond Dogs“-Tagen, als das Organ des Maestros in gruftiger Katakomben-Stimmung erschallte.

Nette Kontras zum allseits geliebten, aber doch schon ein wenig verflossenen Reiz der Synthesizer bieten die von Wolfgang Loos hervorragend arrangierten Streicher der Deutschen Oper Berlin und nicht-synthetische Einlagen von Tokyo-Haudegen Ken Taylor (Baß) und Deutschlands Alles-Drummer Nr. 1 Curt Cress.

Natürlich dürfen „Big In Japan“ und „Sounds Like A Melody“ nicht fehlen, die für das Album neu abgemischt wurden. Das herrliche Bombast-Schmalz des Titelsongs und gleichzeitig der dritten Alphaville-Single (mit den leider verunglückten Synthi-Bach-Trompeten im Fade out!) ist bereits hinlänglich bekannt und bedarf keiner näheren Erläuterung. Im knackigen Funk-Stück „To Germany With Love“ singt Marian über die nicht so leicht zu bewältigende Vergangenheit seines Vaterlandes: “ …from the ruins risen slowly to the Mure turned we stand, flourish in this blessing glory, flourish German Fatherland…“

Obwohl kein zweiter Song des Albums an den Charme von „Big In Japan“ heranreicht, dürften Songs wie „Lies“, „The Jet Set“ und „Fallen Angel“ für den einen oder anderen (weiteren) Hit gut sein.

Kompliment meine Herren, ein wirklich gutes Pop-Album.