Billy Bragg :: Must I Paint You A Picture? The Essential Billy Bragg

Betriebsjubiläum bei Billy Bragg: 20 Jahre öffentlich gelebter Sozialismus des Herzens und seine schönen Song-Folgen.

Wenn Billy Bragg singt, ist alles wie immer – und trotzdem keine Spur langweilig. Auch nach 20 Jahren in der Schweinebranche Musikbiz öffnet der Mann aus Barking, Essex, immer noch auf höchst unterhaltsame und erfrischende Weise, sein Sozialistenherz: Entertainment mit Bewusstein, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Groß in Form war er im vergangenen Jahr mit England, half english; davor machte er mit Adaptionen von Woody-Guthrie-Songs von sich reden. Ausgewählte Lieder dieser Tonträger und unverzichtbare Songs aus dem gesamten Schaffen des Engländers sind Jetzt auf must i paint you a picture? kompiliert, wobei der Untertitel the essential billv bragg wörtlich zu nehmen ist: Es handelt sich hierbei wahrhaftig um eine essenzielle Angelegenheit. Aus dem Frühwerk finden sich neben dem obligatorischen „A New England“ auch das grandiose „The Man In The Iron Mask“ sowie das ironisierend-schlaue „The Milkman Of Human Kindness“; Songs aus den Alben der achtziger Jahre wie „Greetings To The New Brünette“ und „Waiting For The Great Leap Forward“ machen sich noch immer prima, ein paar schwächere Lieder von der ’96er-Platte werden durch die Songs mit Wilco wettgemacht. Könnte also gelten: Alles drauf, alles drum, alles dran. Wenn da nicht die Beatles-Coverversion und Ausreißer-Schmonzette „She’s Leaving Home“ fehlen würde, Braggs einzige Nummer 1 im gehassliebten Good 01′ England. Und „The Homefront“, in dem Bragg als damals junger Hüpfer singt, was für ihn als Mittvierziger langsam wahrer wird:

„Nostalgia ist the opium of the age“. So ist das wohl, und Billy Bragg ist immer noch da und verkörpert etwas Rares in seiner Berufsgattung: Er ist ein denkender Mensch. Darüber wollen wir uns jetzt vor allem eins: freuen.