Black Tie White Noise
Zu verlieren hatte Bowie nicht mehr viel: Sein künstlerischer Ruf war nachhaltig ramponiert, kommerziell war er allenfalls noch ein Backkatalogthema – keine schöne Lage, aber eine, aus der man was machen kann. Vielleicht war es keine gute Idee, Nile Rodgers als Koproduzent zurückzuholen (das roch nach Verzweiflung), aber einige andere Mitarbeiter ließen hoffen: Mick Ronson kehrte kurz vor seinem Tod als Gitarrist zurück (für die Cream-Coverversion „I Feel Free“, schon 1972 im Spiders-Liveprogramm), und Jazz-Grenzgänger Lester Bowie bemühte sich nach Kräften, mit seiner Trompete ein Gegengewicht zu Reeves Gabreis‘ eklen Gitarren-Machoismen zu liefern. Vielleicht ließe sichausdemTitellderwieder entsprechende Song auf die Rassenunruhen in Los Angeles nach dem Mordversuch an Rodney King durch weiße Polizisten anspieltel eine Licht-und-Schatten-Metapher drechseln, das passt dann ganz gut: Auffallend ist Bowies Bemühen um Anschluss an die eigenen „Erben‘ (u. a. mit der total missverstandenen Morrissey-Coverversion sowie einem Ultravoxl-Sax-Zitat in „The Wedding“ und „Pallas Athena“) und Relevanz abseits vom Mainstream. Leider jedoch tuckert die Platte größtenteils nichtssagend dahin, hält Rodgers an schlimmen klanglichen 80er-Fossilien fest, ist das Songwriting von frappierender Belanglosigkeit, und stimmlich hält sich der Comebackwillige streng an die Methode „Bowie by Numbers“. Eine merkwürdige Melange, die den Hörer ratlos und unbefriedigt zurücklässt.
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