Borat – Von Larry Charles, USA 2006 :: Viel Feind, viel Ehr‘
Die Geschichte der respektlosen Komödie ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Im Fall von bor at beispielsweise befinden sich die Regierung von Kasachstan .diverse jüdische Interessenverbände und – klar – George W. Bush auf dem Holzweg, wenn sie sich von den Spaßen von Sacha Baron Cohen auf den Schlips getreten fühlen. Denn Borat Sagdiyev, sechstbekanntester Mann von Kasachstan und Bruder der viertbesten Hure des Landes, mag zwar Witze über das kleine Ländchen am Ural machen und als Zielscheibe seiner boshaften Spaße immer wieder Juden auswählen. Aber er teilt auch in Richtung Frauenrechtlerinnen, Behinderte und Schwarze aus und schafft es mit seiner naiv-aufdringlichen Art und seiner perfiden Verteufelung von Minderheiten, sein jeweiliges Gegenüber zum Komplizen zu machen und so manch unangenehme Wahrheit über sich selbst bereitwillig zu offenbaren. So funktionieren die Borat-Sketche in Cohens „Da Ali G Show“ auf MTV, so funktioniert auch der Film. Der hinreißendst komische Film, wohlgemerkt, den man in diesem Jahr im Kino sehen wird. Strukturiert als Reisebericht über einen von der kasachischen Regierung initiierten Trip in die „U.S. and A.“, um die Kultur der Amerikaner zu erforschen, begibt sich Borat nach kurzem Intermezzo in New York zum Trip durch das Land, weil er in L.A. seine Traumfrau Pamela Anderson ehelichen will. Eine durchgängige Handlung mit Spannungsbogen muss also gar nicht sein. Es reicht völlig, dass sich der offenkundig ohne Drehbuch entstandene Film von einem ungeheuerlichen Abenteuer zum nächsten hangelt. Mit verspielter Leichtigkeit und auf wundersame Weise gelingt es Regisseur Larry Charles, tatsächliche Begegnungen unseres Helden mit der seltsamen Spezies US-Staatsbürger mit lose einstudierten Episoden absolut nahtlos zu verschmelzen. Vielleicht kann man sich noch beherrschen, wenn Borat vor versammeltem Redneck-Publikum bei einem Rodeo in Texas den Text einer erfundenen kasachischen Nationalhymne zur Melodie des „Star Spangeld Banner“ singt oder wenn er bei einer Familie der besseren Gesellschaft zu Tisch über seine Toiletten-Gewohnheiten referiert. Doch spätestens wenn er mit seinem fetten Produzenten zum furiosesten Nacktringkampf der Filmgeschichte ansetzt, entlädt sich das Gelächter wie eine „liquid explosion“. Oder um es ganz deutlich mit Borats Worten zu sagen: „Is nice!“ Start 2.11. Mit Sacha Baron Cohen u.a.
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