Carl Perkins

Ol‘ Blue Suede’s Back

„Ol‘ Blue Suede’s Back“, eine Kombination aus Carl Perkins‘ berühmtesten Song und dem Titel einer Comeback-LP von Frank Sinatra („Ol‘ Blue Eyes Is Back“) – kein gutes Omen. Im Untertitel der Platte heißt es „Carl Perkins‘ Tribute To Rock’n’Roll“, und es erhebt sich die Frage: Können ältere Herren Rock’n’Roll singen?

Perkins, einer der Geburtshelfer des Rock’n’Roll, dessen Karriere ebenso wie die von Elvis Presley in Sam Phillips‘ Sun-Studios begonnen hatte, konnte sich nie einen großen Namen als Interpret machen. Ruhm erlangte er eher als Gitarrist und hauptsächlich als Songschreiber: „Boppin‘ The Blues“, „Matchbox“ und „Everybody’s Trying To Be My Baby“ zählen zu seinen bekanntesten Kompositionen (die beiden letzten wurden auch von den Beatles aufgenommen), nicht zu vergessen natürlich die Rock’n‘ Roll-Hymne „Blue Suede Shoes“.

Auf diesem neuen, vom langjährigen Presley-Produzenten Feiton Jarvis produzierten Album versucht sich Carl Perkins an einer Reihe von R’n’R-Standards wie „Rock Around The Clock“, „Tutti Frutti“. „Be Bop A Lula“, „Whole Lotta Shakin‘ Goin‘ On“ und besagter Nummer von den blauen Wildlederschuhen, und er fällt damit ziemlich flach.

Zugegeben, die Band aus Sessionmusikern rockt kompetent, Perkins hat als Leadgitarrist seine Momente, und sein markanter Gesang ist auch nicht gerade daneben, aber wer einmal die nackte Hysterie in Presleys Version von „Blue Suede Shoes“, in Little Richards „Tutti Frutti“ oder in Jerry Lee Lewis‘ „Whole Ol’Lotta Shakin“ gehört hat, dem fehlen in den eher betulichen Interpretationen auf dieser LP zwei ganz wesentliche Zutaten: der Wahnsinn und die Ekstase, die viele von den originalen R’n’R-Aufnahmen aus den 50er Jahren so ungeheuer aufregend machen.