Cluster & Eno

Bisher hatte ich es ja ganz gut: ich nahm sie einfach nicht zur Kenntnis, jene zwei Freunde elektronischer Innerlichkeit, die da seit Jahr und Tag im Weserbergland werkeln. Cluster nennen sie sich, beschäftigen sich vornehmlich mit intergalaktischer Instrumentenstimmerei und haben schon sieben LPs unters Volk gebracht, was im Grunde ja eher bescheiden ist, wenn man bedenkt, wie vielfältig die Modulationsmöglichkeiten eines einfachen Sinustons sind. Ihr achtes Oeuvre aber hat mich nachhaltig aufgeschreckt. Nicht musikalisch, nein, da tritt wieder mal eher das Gegenteil ein, sondern wegen des Covers. Selbiges nämlich verkündet stolz: „Cluster & Eno“. Und vermutlich nur wegen der zweiten Hälfte dieser Behauptung erzählt der beiliegende Plattenfirmen-Waschzettel was von „Supergroup“. An den übrigen Mitwirkenden (Dieter Moebius, H.-J. Roedelius, Holger Czukay und Otto Bekker) kann das jedenfalls kaum liegen. Wäre das Ganze doch auf Enos „Obscure“-Label erschienen! Da wüßte man: der Hafer hat ihn gestochen, Schwamm drüber. Aber so gänzlich unvorbereitet ist derlei makrobiotische Magerkost für jeden Altfan doch arg unverdaulich.

Sie wird auch dadurch nicht besser, daß der bereits zitierte Waschzettel eine Höranleitung für derlei – wie nennen sie das? – „impressionistische Klangcollagen“ parat hält: „Man muß die Stimmungen der Landschaft kennen, in der diese Platte konzipiert wurde, die meterdicken geschichtsträchtigen Mauern, das feuchte hohe Gras, wo die Pferde sich tummeln, die Stunde, wenn umgeben von verwegenen Farbkompositionen die Sonne hinter den düsteren Bergen versinkt.“ Ja, das steht da. Eine in der Tat verwegene Umschreibung dafür, daß auf der ganzen Platte sowenig los ist, daß man die schlechte Preßqualität so richtig rockig durch die Stille knistern hört. Cluster-Freunde mögen sowas ja bestimmt. Aber mir, Eno, ranmußt du ganz fest versprechen, nie wieder Urlaub im Weserbergland zu machen. Steig doch lieber nochmal auf den Tigerberg, meinetwegen auch ohne Strategie.