Album der Woche

Deafheaven

Infinite Granite

Sargent House/Cargo (VÖ: 20.8.)

Die Ex-Black-Metaller sind jetzt eine Dream-Pop/Shoegaze-Band. Ein Triumph!

Der Move des Jahres: Auf ihren bisherigen Alben kombinieren die Kalifornier Black Metal mit Postrock- und Shoegaze-Bausteinen, was ihnen nicht nur die Etikette Blackgaze, sondern auch eine supertreue Gefolgschaft einbrachte, die in den komplexen Anordnungen der Band eine Art Erlösungsmusik fand: hart, härter, superweich – mit dem Vokalisten George Clarke, der sich seinen Lebensfrust als Leidensmann von der Seele schrie. Was Deafheaven jetzt auf ihrem fünften Album gemacht haben: Sie haben die Härte wegradiert.

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Was übrig bleibt, ist Dream-Pop in Shoegaze-Größe. Nur noch ganz, ganz selten hört man die Double-Bass des Schlagzeugers, das Grunzen des Sängers, die Superriffs der Gitarristen, und wenn es noch einmal passiert, dann erinnert es an Eltern, die noch ein letztes Mal winken, bevor die Fahrt in die Ferienfreizeit beginnt: INFINITE GRANITE ist der Inbegriff eines Albums, mit dem sich eine Band ganz neu definiert.

Sensible Harmonien und subtile Dynamiken

Die Frage ist: Geht das auf? Bleiben Deafheaven eine Klasse für sich (und das waren sie bis dahin), oder haben sie sich selbst zu einer Ride/Slowdive-Kopie zurechtgeschrumpft, die ohne den Namen Deafheaven auf Festivals zur Mittagszeit auftreten würde? Erstaunlich genug: Ersteres ist der Fall. Die Band versteht ihren neuen Sound nicht als Geste, sondern als Möglichkeit, Dinge zu erkunden, die bislang kaum eine Rolle gespielt haben: sensible Harmonien und subtile Dynamiken.

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Kleine Effekte schichten sich auf, bis der Klangraum gefüllt ist, Echos und Hall füllen die letzten Lücken aus. Produzent Justin Meldal-Johnsen hat diese Art von Cinescope-Shoegaze in den 10er-Jahren schon mit M83, den Raveonettes oder Jimmy Eat World erarbeitet. Deafheaven perfektionieren diese Soundvision: INFINITE GRANITE erzählt vom Traum, mit Hilfe der Musik der Gravitation zu entkommen. Pink Floyd und die Krautrocker hatten dieses Ziel, Slowdive und die Shoegazer auch, jetzt heben die Ex-Metaller ab. Schöne, neue Deafheaven-Welt.

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