Die Ärzte :: Bäst Of

Die Ärzte sind Pennäler und Pauker in einem, ihr rotzfrech-moralischer Deutschpunk trifft den Nerv der Nation.

Bei einem ganz frühen Interview (damals noch mit Sahnie) antworteten die Popstars in spe auf die Frage, warum sie diesen Namen gewählt hätten: „Die Ärzte braucht jeder!“ Genauso ist es gekommen. Nahezu jeder (unter 40I war in seiner Jugend irgendwann mal Fan des Langlebigen Dreiers. Inzwischen sind Die Ärzte Ikonen eines neuen Deutschtums geworden, sie sind so deutsch wie Bratwurst, Mercedes-Benz und Zukunftsangst. Sie besitzen, was Millionen ersehnen: ewige Jugend. Der einzelne Musiker Bela, Farin, Rod mag älter werden, doch Die Ärzte altern nicht. Sie blödeln sich immer noch einen Wolf, singen über Sex und schlechte Frisuren, schweinische Machos, Frauen, die lein kleines bisschen] Haue gern haben, Yoko Ono und die Beatsteaks. Dabei sind BelaFarinRod paradoxerweise zugleich freche Schüler und strenge Lehrer. Einerseits brechen sie hemmungslos Tabus, scheren sich einen Dreck um den guten Geschmack und reißen auch noch die dämlichsten Witze. Andererseits zeigen sie der Nation, was für erbärmliche Würstchen Neo-Nazis sind, was guter und was schlechter Rock ist und dass man sich selbst mit den ärgsten Rivalen, den Toten Hosen, (zumindest eine Zeit lang) verbrüdern kann. Das BAST of der Berliner ist ein gewichtiges Kompendium, es kommt in einer verdammt schweren Stahlbox mit gestanzter Logo-Öffnung im Deckel. Die erste Seite des Doppelalbums enthält sämtliche Singles seit ihrer Reunion 1993. Die zweite Seite bietet Futter für Ärzte-Nerds, sie kompiliert die skurrilsten B-Seiten aus 13 Jahren. Da wird das Christen-Lied“.Danke für jeden guten Morgen“ verarscht, die „Rod Army“ besungen und mit „Backpfeifengesicht“ ungehemmt der Spezialdisziplin der Ärzte gefrönt. der Schadenfreude. Damit bekommt der pubertierende Neueinsteiger alles, was er braucht, um mitreden zu können, und auch der Super-Fan wird einige Überraschungen finden wie etwa die Version von“.Punk ist…“ mit Götz Alsmann und aufschlussreiche Kommentare von diversen Mitstreitern zu einzelnen Titeln. Unterm Strich stehen 50 Songs mit einer Spielzeit von knapp 180 Minuten, bestehend aus stets melodiösem Punk, rotzig, Lehrreich und deutsch. VÖ: 6.10.